Innenstadt

Wissenswertes zur Innenstadt

Das heutige Innsbruck ist wie viele Städte Europas eine Ansammlung von langer Zeit eigenständigen Gemeinden. Wilten, Pradl, Hötting, Amras und Arzl wurden allesamt erst im Laufe des 20. Jahrhunderts in die Stadt eingegliedert. Was wir heute als Innenstadt verstehen, entspricht der Vorstadt Innsbrucks vor den Erweiterungen der letzten zwei Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts. Sieht man sich Stadtkarten aus der Zeit um 1880 an, erkennt man, dass der Saggen, die Reichenau, das O-Dorf und der Westen Innsbrucks dünn, bis gar nicht besiedelt waren. Den Kern der Stadt bildeten die Altstadt, die von der Stadtmauer begrenzt wurde, die Neustadt, das Gebiet der heutigen Maria-Theresienstraße, die Museumstraße bis zum Bahnhof sowie Mariahilf und St. Nikolaus nördlich des Inns.

Die Neustadt, die heutige Maria-Theresien-Straße wurde von Innsbruck vom Stift Wilten 1281 erworben, um Platz für das Spital, die Armenfürsorge und einen Friedhof zu haben. Diese Institutionen hatten innerhalb der Stadtmauern wieder Platz noch Gefallen der Bürger gefunden. Auch erste Wohnhäuser außerhalb der Enge der Stadtmauern entstanden noch im 13. Jahrhundert. Die Neustadt wuchs rasch. Ab dem 16. Jahrhundert, als Innsbruck zur Residenzstadt der Tiroler Landesfürsten aufstieg, wurden eifrig barocke Palazzi für die Aristokratie und andere einflussreiche Mitglieder der Gesellschaft gebaut. Adelige mussten, so sie auf sich hielten, zumindest einen Nebenwohnsitz in der Nähe der Mächtigen haben. Aus der Neustadt wurde die Adelsgasse. Neben dem alten Adel etablierte sich in der Frühen Neuzeit eine neue Schicht. Bürgerliche, die den Landesfürsten als verdiente Beamte dienten, später auch Militärs, wurden in den niederen Adelsstand erhoben. Später kam der sogenannte Geldadel hinzu, erfolgreiche Bürger, die sich auch ohne Adelstitel dank ihrer wirtschaftlichen Kraft repräsentative Palazzi leisten konnten, die der alte Adel unter den neuen Spielregeln der Industrialisierung nach 1848 oft nicht mehr erhalten konnte. Viele dieser Häuser sind bis heute erhalten, wenn auch in der renovierten Form des 19. Jahrhunderts. So war das Palais Lodron Wohnsitz des Innsbrucker Bürgermeisters Wilhelm Greil, nachdem dessen Vater das Gebäude erstanden hatte.

Der Straßenzug zwischen Altstadt und Triumphpforte wurde nach und nach zum Geschäfts- und Shoppingviertel. Zambras Warenhaus, das heutige Kaufhaus Tyrol, machte den Anfang. 1857 gründete Johann Peterlongo eine Waffenfabrik, aus der ein Ausrüstungsgeschäft für Jägerei und nach dem Ersten Weltkrieg unter Leitung seines Sohnes ein Sportgeschäft hervorgehen würde.

Lange Zeit war der heutige Stadtkern von landwirtschaftlichen Gebieten umgeben. Auf Stadtveduten zwischen 1500 und 1900 kann man beobachten, wie sich neue Straßenzüge von hier ausgehend entwickelten. Zwischen der Zeit Maximilians und dem Ende des 17. Jahrhunderts ließen verschiedene Herrscher das Gebiet zwischen Kongresshaus, dem Hofgarten und der Kettenbrücke mit ihren Projekten zu Teilen der Stadt werden. Die Silbergasse, die heutige Universitätsstraße, verband Dreiheiligen mit dem Zeughaus mit dem Stadtzentrum. 1453 war dieses Gebiet vom Stift Wilten in einem Vergleich an die Stadt Innsbruck übertragen worden. Der künstlich angelegte Sillkanal brachte den Betrieben der frühen Innsbruck Industrialisierung das dringend benötigte Wasser zur Energiegewinnung. Während die Silbergasse neben Gewerbebetrieben und Handwerkstätten auch die sich nach und nach gegründeten Klöster beheimatete, war das Gebiet nordöstlich der Innenstadt vor der Hofburg das Vergnügungsviertel für das legere Stadtleben der Aristokratie. Hier entwickelten sich Theater und Hofgarten.

Nach 1800 wuchs die Innenstadt nach Westen Richtung der neuen Klinik, nach Osten Richtung des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum und des neuen Bahnhofes. Die gesamte Innenstadt veränderte sich während des 19. Jahrhunderts markant. Es entstanden Warenhäuser, Theater, Kinos, Cafés, Tanzlokale und Museen als Zeichen des allgemeinen breiteren Wohlstands und Aufschwungs.

Während in der Maria-Theresien-Straße viele der alten Palais noch zu bewundern sind, sieht man in der Museumstraße und der Anichstraße die Fassaden der Gründerzeithäuser. Beda Weber beschrieb das beginnende Stadtwachstum 1851 aus erster Hand:

„… auf dem Raume zwischen der Neustadt, dem Franziskanergraben und der Universitätsgasse ist ein neues Stadtviertel angelegt, auf dessen östlicher Seite jenseit der kleinen Sill auf den Wiesen, der Neuraut genannt, der Bahnhof für die Münchner-Salzburger Eisenbahn zu stehen kommt. In diesem Stadtviertel liegt das Museumsgebäude in der gleichnamigen Straße.“

Durch die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg wurden viele Gebäude zerstört. Die Lücken wurden teils mit wenig attraktiven Bausünden der Nachkriegszeit zugebaut. Die autozentrierte Politik der 1960er und 1970er Jahre hat ebenfalls ihre Sünden hinterlassen, wie man am Bozner Platz noch sehen kann. Die Neuausrichtung der Maria-Theresienstraße zur Fußgängerzone erfolgte nach langen Diskussionen, deren Ursprung in den 1980er Jahren liegt, im Jahr 2009. Der Umbau der Rathauspassage und die Eröffnung des Kaufhaus Tyrol verwandelte die Innenstadt Innsbrucks. Aus Innsbruck wurde das hippe Innsbrooklyn. Mittlerweile ist es auch für die energischsten Gegner dieser Veränderung wohl undenkbar zum alten, verkehrsbeladenen Zustand zurückzukehren, blühte die alte Neustadt doch damit gehörig auf. Lokale und Geschäfte verwandeln sie in die Flaniermeile Innsbrucks. Die Innenstadt wandelt sich von einer Geisel des Verkehrs langsam, aber sicher wieder zum öffentlichen Raum für alle.