Philippine Welser: Klein-Venedig, Kochkunst, Kräuterkunde
Philippine Welser: Klein Venedig, Kochbücher und Kräuterkunde
Philippine Welser war die Ehefrau Erzherzog Ferdinands II.. Die Welsers zählten zu den wohlhabendsten nicht-adeligen Familien ihrer Epoche. Ihr Onkel Bartholomäus Welser war ähnlich reich wie Jakob Fugger. Auch er hatte Kredite an die Habsburger vergeben. Anstatt die Kredite abzuzahlen, verpfändete Kaiser Karl V. einen Teil der neu annektierten Ländereien in Amerika an die Welser, die dafür das Land als Kolonie Klein-Venedig, heute Venezuela, mit Festungen und Siedlungen sichern und erschließen mussten. Sie statteten Expeditionen aus, um das legendäre Goldland El Dorado zu entdecken. Um möglichst viel aus ihrem Lehen herauszuholen, errichteten sie Handelsstützpunkte, um am gewinnträchtigen transatlantischen Sklavenhandel zwischen Europa, Westafrika und Amerika teilzunehmen. Ihr brutales Vorgehen führte zu Beschwerden am kaiserlichen Hof, wo ihnen das Lehen daraufhin entzogen wurde.
Ferdinand und Philippine lernten sich auf einem Faschingsball in Pilsen kennen. Der Habsburger verliebte sich Hals über Kopf in die wohlhabende Augsburgerin und heiratete sie. Besonders erfreut war im Hause Habsburg niemand über die in aller Heimlichkeit geschlossene Ehe der beiden, auch wenn man das Geld der Welser gut gebrauchen konnte. Hochzeiten zwischen Bürgerlichen und Adligen galten trotz Wohlstandes als skandalös und nicht standesgemäß. Die Kinder wurden deshalb von der Erbfolge ausgeschlossen.
Philippine galt als überaus schön. Ihre Haut sei laut Zeitzeugen so zart gewesen, „man hätte einen Schluck Rotwein durch ihre Kehle fließen sehen können“. Für seine über alles geliebte Frau ließ Ferdinand Schloss Ambras in die heutige Form bringen. Sein Bruder Maximilian meinte gar, dass "Ferdinand verzaubert sai" von der schönen Philippine Welser, als Ferdinand während des Türkenkriegs seine Truppen abzog, um nach Hause zu seiner Frau zu gehen.
Philippine Welsers Leidenschaft war das Kochen. In der Österreichischen Nationalbibliothek ist noch heute eine Rezeptsammlung vorhanden. Die Kochkunst wurde im Mittelalter und der Frühen Neuzeit ausschließlich von Wohlhabenden und Adeligen gepflegt, während der allergrößte Teil der Untertanen essen musste, was verfügbar war. Mittelalter und Neuzeit, eigentlich alle Menschen bis in die 1950er Jahre, lebten unter dauerhaftem Kalorienmangel. Während wir heute zu viel essen und deshalb krank werden, litten unsere Vorfahren unter Krankheiten, die auf Mangelernährung zurückzuführen war. Früchte waren ebenso selten Teil des Speiseplans wie Fleisch. Die Kost war eintönig und kaum gewürzt. Gewürze wie der exotische Pfeffer waren Luxusgüter, die sich das normale Volk nicht leisten konnten. Während der Speiseplan des Normalbürgers eine triste Angelegenheit war, bei der es vor allem darum ging, sich die Kalorien für die tägliche Arbeit so effizient als möglich zu holen, begann sich in Innsbruck unter Ferdinand II. und Philippine Welser die Einstellung zu Essen und Trinken zu verändern. Der Hofstaat hatte seit Friedrich IV. zu einer gewissen Kultivierung der Manieren und Sitten beigetragen, Philippine Welser und Ferdinand trieben diese Entwicklung auf Schloss Ambras und der Weiherburg weiter voran. Die Bankette, die sie gaben, waren legendär und arteten nicht selten in Orgien aus.
Kräuterkunde war ihr zweites Steckenpferd. Philippine Welser beschrieb, wie man Pflanzen und Kräuter zur Linderung körperlicher Leiden aller Art verwendet. Auf Schloss Ambras in Innsbruck ließ sie für ihr Hobby und ihre Studien einen Kräutergarten anlegen.
In der Tiroler Bevölkerung galt sie laut Berichten der Zeit als sehr beliebt, kümmerte sie sich doch sehr um die Armen und Bedürftigen. Die vom Stadtrat angeleitete Fürsorge der Bedürftigen, gesponsert von wohlhabenden Bürgern und Adeligen, war damals allerdings keine Besonderheit, sondern gängige Praxis. Näher an das Seelenheil im nächsten Leben als durch christliche Nächstenliebe, Caritas, konnte man nicht kommen.
Ihre letzte Ruhe fand Philippine Welser nach ihrem Tod 1580 in der Silbernen Kapelle in der Innsbrucker Hofkirche. Gemeinsam mit ihren als Säugling verstorbenen Kindern und Ferdinand wurde sie dort begraben. Unterhalb des Schloss Ambras erinnert die Philippine-Welser-Straße an sie.
Sehenswürdigkeiten dazu…
Philippine-Welser-Straße
Philippine-Welser-Straße
Weiherburg & Alpenzoo
Weiherburggasse 37-39
Schloss Ambras
Schloßstraße 12-20