Petrus Canisius und die Jesuiten

Jesuitenkirche Innsbruck
Petrus Canisius und die Jesuiten

Jesuiten, Franziskaner, Prämonstratenser, Karmeliten, Serviten, Kapuziner, Ursulinen. Wer Innsbruck besucht, spaziert meist unbewusst an vielen Klöstern vorbei. Der politisch wohl einflussreichste Orden in der Geschichte der Stadt waren die Jesuiten. Die „Soldaten Christi“ wurden vom ehemaligen Adeligen und Offizier Ignatius von Loyola gegründet. Durch geschickte Strukturen und Organisation, übernommen aus dem militärischen Bereich, wuchs der Orden rasch an und schaffte es während der Gegenreformation ein besonderes Verhältnis zu den Habsburgern aufzubauen. Nicht umsonst sind die Jesuiten heute noch die Widersacher der Freimaurer in unzähligen Verschwörungstheorien.

Ein eifriger Förderer der Jesuiten in Tirol war der Tiroler Landesfürst und spätere Kaiser Ferdinand. Er war wie Ignatius von Loyola in Spanien aufgewachsen. Mit den Sitten der Deutschen und der in Spanien nicht existenten Reformationsbewegung hatte er ebenso seine Schwierigkeiten wie mit der Sprache. Ein verbindendes Element zwischen den beiden Welten war die römische Kirche, speziell die Jesuiten. Sie setzten auf eine bessere Ausbildung des Klerus und höhere moralische, an den christlichen Wurzeln ausgerichtete Maßstäbe im Kirchenalltag, um die Reformation einzudämmen.

Die Jesuiten erkannten, dass über das Bildungssystem großer politischer Einfluss zu erlangen war. In Schulen und Kollegien wurden nicht nur Aristokraten, Priester und Politiker, sondern auch Beamten ausgebildet. Protestantische Länder und Städte hatten begonnen Deutsche Schulen, Akademien und Gymnasien zu installieren. In katholischen Ländern waren es die kirchlichen Orden, die Schulen und Universitäten gründeten. Die Jesuiten gründeten in Innsbruck 1562 die Lateinschule aus der später die Universität hervorgehen sollte. Die neue Schule hatte große Auswirkungen auf die Stadtentwicklung. Hier wurde die Intelligenzia ausgebildet, die Innsbrucks Aufstieg zum Verwaltungs- und Wirtschaftsstandort ermöglichte. Unter Josef II. wurden viele kirchliche Orden entmachtet und enteignet, darunter auch die von ihm wenig geliebten Jesuiten. Die Universität Innsbruck wurde unter ihm 1781 zu einem Lyzeum zurückgestuft. Erst 1838 wurden sie wieder nach Innsbruck berufen. Neben Lehrstühlen an der Universität hatten sie das Theresianum, ein Gymnasium für die Aristokratie, in leitender Funktion über.

Einer der wichtigsten jesuitischen Theologen war Petrus Canisius (1521 – 1597). Rasch stieg der gebildete Kleriker im neu gegründeten Jesuitenorden auf und wurde von Kaiser Ferdinand als einer der wichtigsten Kirchenpolitiker des Reiches installiert. Auf seinen Reisen, die ihn quer durch Europa führten, war Petrus Canisius auch einige Zeit in Innsbruck und maßgeblich an der Installierung des Jesuitenordens beteiligt.  Er war sowohl Beichtvater der Aristokratie wie auch Kirchenmann für die Massen, der auf Reisen durch die Dörfer Tirols die Landbevölkerung erreichte. Er erkannte, dass Latein nicht die Sprache war, mit Bauern, Knechte und Mägde gegen den Protestantismus zu immunisiert werden konnte. Mit seinem Katechismus verfasste Petrus Canisius eine wichtige deutschsprachige Ideensammlung im katholischen Kampf gegen die Reformation der Protestanten, der in alle Sprachen übersetzt und lange als Leitfaden der katholischen Kirche galt.

Das Mystische kehrte unter den Jesuiten wieder in den Kirchenalltag zurück. Passionsspiele, Ostergräber, Prozessionen und Feiertage sollten die strengen Glaubensgrundsätze in Schauspiel und Spektakel weich verpacken.

Der Jesuitenorden war, ganz dem Volksglauben verpflichtet, auch überaus motiviert, wenn es um Verfolgung von Hexen und Andersgläubigen ging. In der damals erst kürzlich entdeckten Neuen Welt in Amerika und in Asien taten sich die Jesuiten in der Missionierung der einheimischen heidnischen Bevölkerung eifrig hervor. Der Heilige Franz Xaver, einer der ersten Mitstreiter Ignatius´ von Loyola, starb auf Missionsreise in China. In einer Seitenkapelle der Innsbrucker Jesuitenkirche ist diesem Soldaten Christi ein Altar geweiht.

Am Karl-Rahner-Platz befindet sich heute nicht nur die Jesuitenkirche, sondern auch die Theologische Fakultät der Universität Innsbruck. Im Saggen gehört das Collegium Canisianum den Jesuiten.

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