Der Deutsche Orden & Maximilian III.

Deutschordenshaus Innsbruck
Der Deutsche Orden & Maximilian III.

Gleich zwei einflussreiche Hochmeister des Deutschen Ordens haben einen starken Bezug zu Innsbruck. Maximilian III. (1558 – 1618) war Landesfürst von Tirol, Erzherzog Eugen, der oberste Befehlshaber der österreichisch-ungarischen Armee an der Italienfront des Ersten Weltkriegs. Beide Mitglieder der Familie Habsburg sind im Dom zu St. Jakob in Innsbruck begraben. Die Geschichte Maximilians III. ist ein gutes Beispiel, um die Verbindung von weltlicher und kirchlicher Macht im Mittelalter und der frühen Neuzeit durch den Deutschen Orden aufzuzeigen. Er war nicht nur Hochmeister des Ordens, sondern auch Erzherzog von Österreich und Administrator von Preußen. Trotz aller Macht lebte er enthaltsam. Oft zog er sich für Wochen in seine Kammer im heutigen Kapuzinerkloster zurück, um trotz seines Status als Landesfürst unter spartanischen Bedingungen zu leben. Die Kapuziner waren 1594 in Innsbruck eingezogen. Maximilian der Deutschmeister folgte 1602, auch wenn er erst 1612 die offizielle Position als Gubernator von Tirol einnahm. Er war ein frommer und tiefgläubiger Mensch. Maximilian ist ein Beispiel dafür, dass die Herrscher des Hauses Habsburg den Glauben sowohl nach außen hin vertraten wie auch im Privaten praktizierten. Zynismus, wie man landläufig vermuten könnte, war ihnen in dieser Hinsicht fremd. Unter ihm zogen in Innsbruck strenge Sitten ein. Er war ein eifriger Vertreter der Gegenreformation. Erzählungen nach soll Kindern sogar das Spielen auf der Straße verboten worden sein. Während seiner Regierungszeit hatte er mit dem Ausbruch einer Pestepidemie zu kämpfen. Die Pestkirche in Dreiheiligen wurde während seiner Regierungszeit aus. Der Dreißigjährige Krieg brach unter seiner Regentschaft aus, verschonte Innsbruck aber zu größten Teilen. Im selben Jahr verstarb Maximilian. Sein Grab im Innsbrucker Dom zählt zu den eindrucksvollsten Gräbern der Barockzeit.

Der Deutsche Orden wurde als Ritterorden um 1120 in Jerusalem in einem Hospiz gegründet. Es war die Zeit der Kreuzzüge. Christliche Herrscher waren seit 1096 dazu aufgerufen, die Heilige Stadt Jerusalem aus den Händen der Ungläubigen zu befreien. Auf mehreren abenteuerlichen Expeditionen machten sich Europäer aus allen Ländern unter christlicher Fahne auf Richtung Osten. Kirche und Rittertum vereinten sich in Orden, die Pilgern den Besuch der Heiligen Städten in Jerusalem, vor allem der Grabeskirche, ermöglichen sollten. Der Aufwand für diese heilige Mission war immens. 1229 begannen die Ritter des Deutschen Ordens mit dem Bau der Festung Montfort bei Akko an der Mittelmeerküste Palästinas, dem heutigen Israel. Gleichzeitig schaute man sich aber in weiser Voraussicht ob der drohenden Niederlage in Palästina nach neuen Territorien in Europa um. Nach der Vertreibung aus dem Nahen Osten engagierten sich die Ritter des Deutschen Ordens für die christlichen Ungarn in Siebenbürgen im heutigen Rumänien gegen heidnische Stämme. Im 13. Jahrhundert konnte der Orden unter Hermann von Salza im Baltikum im Kampf gegen die heidnischen Prußen viel Land gewinnen und den Deutschordensstaat errichten. Bei der Bekehrung der Heiden ging man nicht zimperlich vor. Im Prinzip handelte es sich dabei auch um einen Kreuzzug, auch wenn das Ziel nicht die Befreiung Jerusalems war. Der Deutsche Orden trat als eine Art Staatlichkeit auf, die sich ähnlich den religiösen Fundamentalisten heute, auf Gott berief und dessen Ordnung auch auf Erden herstellen wollte. Die Marienburg im heutigen Polen ist ein eindrucksvolles Zeugnis von Macht und Reichtum des Deutschen Ordens. Entitäten wie der Deutsche Orden dienen gut dazu, die Denkweise des Mittelalters zu erklären. Ergebene Frömmigkeit und Gottesfurcht traf in der Zeit bis 1500 häufig auf die Ausübung von weltlicher Macht. Es waren die Ideale wie christliche Nächstenliebe und der Schutz der Armen und Hilflosen, die auch den Deutschen Orden in seinem Kern antrieben. Die Durchsetzung dieser Ideale mit Waffengewalt ohne Rücksicht auf die nichtchristliche Perspektive wirkt aus unserer Sicht paradox, war aber lange Zeit gängige Praxis. Mit der Zeit der Söldnerheere änderten sich die Moral von Ritterlichkeit und damit auch das Verhalten am Schlachtfeld. Nach dem Niedergang des Ordens im 15. Jahrhundert in Nordosteuropa behielt der Orden durch geschickte Verbindung zum Adel und zum Militär vor allem im Habsburgerreich noch Besitzungen und Macht.

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