Die Zeit des Austrofaschismus
Die Bocksiedlung und der Austrofaschismus
In der Ersten Republik standen sich zwei große politische und paramilitärische Blöcke gegenüber. Der Republikanische Schutzbund auf Seiten der Sozialdemokraten und die christlich-sozial orientierten Heimwehren, der Einfachheit halber sollen die unterschiedlichen Gruppen unter diesem Sammelbegriff zusammengefasst werden, standen sich feindselig gegenüber. Viele Politiker und Funktionäre beider Seiten hatten, wie ein großer Teil der männlichen Bevölkerung, im Krieg an der Front gekämpft und waren dementsprechend militarisiert.
In Innsbruck kam es immer wieder zu kleineren Zusammenstößen zwischen den verfeindeten Gruppen der Sozialdemokraten, Nationalsozialisten und der Heimwehren. Berüchtigt wurde die sogenannte Höttinger Saalschlacht vom 27. Mai 1932. Hötting war damals noch kein Teil Innsbrucks. In der Gemeinde lebten vor allem Arbeiter. In dieser roten Bastion Tirols planten Nationalsozialisten eine Kundgebung im Gasthof Goldener Bär, einem Treffpunkt der Sozialdemokraten. Diese Provokation endete in einem Kampf, der mit über 30 Verletzten und einem Todesopfer auf Seiten der Nationalsozialisten durch eine Stichwunde endete. Die Ausschreitungen breiteten sich auf die ganze Stadt aus, sogar in der Klinik gerieten die Verletzten noch aneinander. Nur unter Einsatz der Gendarmerie und des Heeres konnten die Kontrahenten voneinander getrennt werden.
Nach jahrelangen bürgerkriegsähnlichen Zuständen setzten sich 1933 die Christlichsozialen unter Kanzler Engelbert Dollfuß (1892 – 1934) durch und schalteten das Parlament aus. Das Ziel Dollfuß´ war die Errichtung des sogenannten Österreichischen Ständestaats, einem Einparteienstaat ohne Opposition unter Beschneidung elementarer Rechte wie Presse- oder Versammlungsfreiheit. In Tirol wurde 1933 die Tiroler Wochenzeitung neu gegründet um als Parteiorgan zu fungieren. Der gesamte Staatsapparat sollten analog zum Faschismus Mussolinis in Italien unter der Vaterländischen Front geeint werden: Antisozialistisch, autoritär, konservativ im Gesellschaftsbild, antidemokratisch, antisemitisch und militarisiert.
Dollfuß war in Tirol überaus populär, wie Aufnahmen des vollen Platzes vor der Hofburg während einer seiner Ansprachen aus dem Jahr 1933 zeigen. Seine Politik war das, was der Habsburgermonarchie am nächsten kam und auch von der Kirche unterstützt wurde. Gegen Sozialisten ging die Vaterländische Front mit ihren paramilitärischen Einheiten hart vor. Die Presse war politisch gesteuert und zensuriert. Die Artikel glorifizierten das ländliche Leben in seiner Idylle. Kinderreiche Familien wurden finanziell unterstützt. Auch die Geschlechtertrennung an Schulen und die Umgestaltung der Lehrpläne für Mädchen bei gleichzeitiger vormilitärischer Ertüchtigung der Buben war im Sinn eines großen Teils der Bevölkerung. Das unausgesprochene Fernziel war die Wiedereinsetzung der Monarchie. 1931 hatten sich einige Tiroler Bürgermeister zusammengeschlossen, um das Einreiseverbot für die Habsburger aufheben zu lassen.
Am 25. Juli 1934 kam es in Wien zu einem Putschversuch der verbotenen Nationalsozialisten, bei dem Dollfuß ums Leben kam. In Innsbruck wurde daraufhin auf „Verfügung des Regierungskommissärs der Landeshauptstadt Tirols“ der Platz vor dem Tiroler Landestheater als Dollfußplatz geführt. Hier hatte sich Dollfuß bei einer Kundgebung zwei Wochen vor seinem Tod noch mit dem aus Tirol stammenden Heimwehrführer Richard Steidle getroffen.
Dollfuß´ Nachfolger als Kanzler Kurt Schuschnigg (1897 – 1977) war gebürtiger Tiroler und Mitglied der Innsbrucker Studentenverbindung Austria. Er betrieb lange Zeit eine Rechtsanwaltskanzlei in Innsbruck. 1930 gründete er eine paramilitärische Einheit mit namens Ostmärkische Sturmscharen, die das Gegengewicht der Christlich-Sozialen zu den radikalen Heimwehrgruppen bildeten. Nach dem Februaraufstand 1934 war er als Justizminister im Kabinett Dollfuß mitverantwortlich für die Hinrichtung mehrerer Sozialdemokraten.
Vor allem wirtschaftlich konnte aber auch der Austrofaschismus das Ruder in den 1930er Jahren nicht herumreißen. Die Arbeitslosenquote lag 1933 bei 25%. Die Einschränkung der sozialen Fürsorge, die zu Beginn der Ersten Republik eingeführt worden war, hatte dramatische Auswirkungen. Langzeitarbeitslose wurden vom Bezug von Sozialleistungen als „Ausgesteuerte“ ausgeschlossen.
Ein besonderes Problem war die Wohnsituation. Trotz der Bemühungen seitens der Stadt modernen Wohnraum zu schaffen, hausten noch immer viele Innsbrucker in Bruchbuden. Badezimmer oder ein Schlafraum pro Person war die Ausnahme. Seit dem großen Wachstum Innsbrucks ab den 1880er Jahren war die Wohnsituation für viele Menschen prekär. Eisenbahn, Industrialisierung, Flüchtlinge aus den deutschsprachigen Gebieten Italiens und Wirtschaftskrise hatten Innsbruck an den Rand des Möglichen getrieben. Nach Wien hatte Innsbruck die zweithöchste Anzahl an Bewohnern pro Haus vorzuweisen. Die Mietpreise für Wohnraum waren derart hoch, dass Arbeiter häufig in Etappen schliefen, um sich die Kosten zu teilen. Zwar waren vor allem in Pradl neue Wohnblöcke und Obdachlosenunterkünfte entstanden wie das Wohnheim für Arbeiter in der Amthorstraße 1907, die Herberge in der Hunoldstraße und der Pembaurblock, das genügte aber nicht um der Situation Herr zu werden. An den Randgebieten der Stadt entstanden mehrere Barackendörfer und Siedlungen, gegründet von den Ausgeschlossenen, Verzweifelten und Abgehängten, die im System keinen Platz fanden.
Im Kriegsgefangenenlager in der Höttinger Au quartierten sich nach dessen Ausmusterung Menschen in den Baracken ein. Die bis heute bekannteste und berüchtigtste war die Bocksiedlung am Gebiet der heutigen Reichenau. Zwischen dem damals dort beheimateten Flughafen und den Baracken des Konzentrationslagers Reichenau siedelten sich ab 1930 mehrere Familien in Baracken und Wohnwägen an. Die Entstehungslegende spricht von Otto und Josefa Rauth als Gründerinnen, deren Wohnwagen hier strandete. Rauth war nicht nur wirtschaftlich, sondern als bekennender Kommunist in Tiroler Lesart auch moralisch arm. Sein Floß, die Arche Noah, mit dem er über Inn und Donau in die Sowjetunion gelangen wollte, ankerte vor dem Gasthof Sandwirt.
Nach und nach entstand ein Bereich gleichermaßen am Rand der Stadt wie auch der Gesellschaft, der vom inoffiziellen Bürgermeister der Siedlung Johann Bock (1900 – 1975) wie eine unabhängige Kommune geleitet wurde. Er regelte die Agenden in seinem Wirkungsbereich in rau-herzlicher Manier.
Die Bockala hatten einen fürchterlichen Ruf unter den braven Bürgern der Stadt. Bei aller Geschichtsglättung und Nostalgie wohl nicht zu Unrecht. So hilfsbereit und solidarisch die oft exzentrischen Bewohner der Siedlung untereinander sein konnten, waren körperliche Gewalt und Kleinkriminalität an der Tagesordnung. Übermäßiger Alkoholkonsum war gängige Praxis.Die Straßen waren nicht asphaltiert. Fließendes Wasser, Kanalisation und Sanitäranlagen gab es ebenso wenig wie eine reguläre Stromversorgung. Sogar die Versorgung mit Trinkwasser war lange prekär, was die ständige Gefahr von Seuchen mit sich brachte.
Viele, nicht aber alle Bewohner waren arbeitslos oder kriminell. Es waren vielfach Menschen, die durch das System fielen, die sich in der Bocksiedlung niederließen. Das falsche Parteibuch zu haben konnte genügen, um im Innsbruck der 1930er keinen Wohnraum ergattern zu können. Karl Jaworak, der 1924 ein Attentat auf Bundeskanzler Prälat Ignaz Seipel verübte, lebte nach seiner Haft und Deportation in ein Konzentrationslager während des NS-Regimes ab 1958 an der Adresse Reichenau 5a.
Die Ausstattung der Behausungen der Bocksiedlung war ebenso heterogen wie die Bewohner. Es gab Wohn- und Zirkuswägen, Holzbaracken, Wellblechhütten, Ziegel- und Betonhäuser. Die Bocksiedlung hatte auch keine fixen Grenzen. Bockala zu sein war in Innsbruck ein sozialer Status, der zu einem großen Teil in der Imagination der Bevölkerung entstand.
Innerhalb der Siedlung kam es zu Vermietung und Verkauf der errichteten Häuser und Wägen. Unter Duldung der Stadt Innsbruck entstanden ersessene Werte. Die Bewohner bewirtschafteten Selbstversorgergärten und hielten Vieh, auch Hund und Katze standen in kargen Zeiten am Speiseplan.
Die Luftangriffe des Zweiten Weltkrieges verschärften die Wohnsituation in Innsbruck und ließen die Bocksiedlung wachsen. Um die 50 Unterkünfte sollen es am Höhepunkt gewesen sein. Auch die Baracken des Konzentrationslagers Reichenau wurden als Schlafplätze genutzt, nachdem die letzten inhaftierten Nationalsozialisten, die dort verwahrt wurden, verlegt oder freigelassen worden waren, allerdings zählte das KZ nicht zur Bocksiedlung im engeren Sinn.
Der Anfang vom Ende waren die Olympischen Spielen von 1964 und ein Brand in der Siedlung ein Jahr zuvor. Böse Zungen behaupten, dieser sei gelegt worden, um die Räumung zu beschleunigen. 1967 verhandelten Bürgermeister Alois Lugger und Johann Bock, Erzählungen nach in alkoholgeschwängerter Atmosphäre, über das weitere Vorgehen und Entschädigungen seitens der Gemeinde für die Räumung. 1976 wurden die letzten Quartiere wegen hygienischer Mängel geräumt.
Viele ehemalige Bewohner der Bocksiedlung wurden nach den Olympischen Spielen in städtische Wohnungen in Pradl, der Reichenau und im O-Dorf einquartiert. Die Sitten der Bocksiedlung lebten noch einige Jahre fort, was den schlechten Ruf der städtischen Wohnblöcke dieser Stadtviertel bis heute ausmacht.
Eine Aufarbeitung dessen, was von vielen Historikern als Austrofaschismus bezeichnet wird, ist in Österreich bisher kaum passiert. So sind in der Kirche St. Jakob im Defereggen in Osttirol oder in der Pfarrkirche Fritzens noch Bilder mit Dollfuß als Beschützer der katholischen Kirche mehr oder minder unkommentiert zu sehen. In vielen Belangen reicht das Erbe der gespaltenen Situation der Zwischenkriegszeit in die Gegenwart. Bis heute gibt es rote und schwarze Autofahrerclubs, Sportverbände, Rettungsgesellschaften und Alpinverbände, deren Wurzeln in diese Zeit zurückreichen.
Die Geschichte der Bocksiedlung wurde in vielen Interviews und mühsamer Kleinarbeit vom Stadtarchiv für das Buch „Bocksiedlung. Ein Stück Innsbruck“ des Stadtarchivs lesenswert aufbereitet.
"Kinder sparen für ein Schwein"
Erschienen: Innsbrucker Nachrichten / 21. August 1937
Die Familie Spinnenhirn – der Leser möge diesen Namen verzeihen, aber so heißen die Leute nun einmal, und warum eigentlich sollen sie so nicht heißen? – ist von der Stadt hinaus aufs Land gezogen. Sie besteht aus Vater, Mutter und vier Kindern, die die Vornamen Fritz, Wolfgang, Herzelinde und Henriette führen. Das Haupt der Familie ist Schriftsteller, um nicht zu sagen Dichter. Dieser Dichter bringt sich und seine Lieben schlecht und recht durchs Leben mit den Ergrägnissen seiner Feder, die bei Zeitungen und Zeitschriften, bei Buchverlagen und Rundfunk nicht unbeliebt sind. Der Beruf des Dichters Spinnenhirn ist nicht ortsgebunden, er kann von überall her ausgeübt werden, denn die Post sorgt in vorbildlicher Weise dafür, daß das, was das Hirn von Herrn Spinnenhirn abends ausdenkt, schon am anderen Morgen auf den Schreibtischen der Redaktionen lastet. Und so hat unser Dichter beschlossen, mit seiner Familie lieber in der guten Landluft naturnah zu leben , als in der Dunstsphäre der Stadt.
Die vier Dichterskinder fühlen sich wohl in den ländlichen Verhältnissen. Die weiten Flächen der grünen Wiesen geben bessere Spielplätze ab als die Höfe, die zwischen hohen Häusern eingeklemmt sind. Die Dorfkinder in ihrer Unverbogenheit, Frische und Derbheit bedeuten prächtige Spielkameraden. Das ungehemmte Licht der Sonne und das einprägsame Gesicht einer schönen Landschaft machen die Kinder hell und frei. Nur eines empinden die Spinnenhirnkinder als Mangel, wenn sie die Verhältnisse, in denen sie leben, vergleichen mit denen der Dorfbewohner, nämlich daß die Bauern milchspendende Kühe besitzen, während ihre Elter die Milch literweise kaufen müssen, daß die Bauern Korn von den Feldern ernten, während sie um jedes Kilo Mehl zum Händler gehen müssen, daß die Bauern Schweine schlachten können, währen sie den Metzger behelligen müssen.
Eines Tages tritt Fritz, der Aelteste, Zwölfjährige , hinein in die Dichterstube, wo Vater Spinnenhirn – zu seinen Ehren sei es gesagt – nicht nur mit dem Hirn, sondern auch mit dem Herzen arbeitet, und sagt: „Vater, kauf eine Sau!“ „Ich bin Dichter und nicht Viehhändler“, entgegnet Vater Spinnenhirn und denkt, mit diesen Worten seinen Kronprinzen mattgesetzt zu haben, doch er hat sich geirrt. „Auch Dichter essen gerne Schweinebraten“, philosophiert Fritz. „Das ist richtig“, meint Vater Spinnenhirn, „wir kaufen demnächst wieder ein Kilo Schweinefleisch, eine ganze Sau aber ist für einen Dichter unerschwinglich“.
Fritz zieht sich zurück. Soviel weiß er längst, daß Dichter unmöglich viel Geld haben können, wenn sie echte Dichter sind, und daß man ohne Geld keine Sau kaufen kann, das vermag er ebenfalls zu begreifen. Die Tatsache, daß Dichter und Dichterskinder nicht wie Bauern und Bauernkinder in den Genuß eines Schweines kommen können, dünkt Fritz eine schreiende Ungerechtigkeit, und weil er – wie die meisten Buben in seinem Alter – einen ausgesprochenen Sinn für Gerechtigkeit besitzt, wird ihm diese Tatsache zum Notstand, den er wenden muß. Fritz Spinnenhirn denkt bei Tag und Nacht an der Angelegenheit herum und schließlich findet er eine Lösung, die er mit jugendlichem Ungestüm in die Wirklichkeit umsetzt. Zu Helfern hat er seine drei Geschwister ausersehen, die von seinen Absichten begeistert sind. Sie beschließen bei der Durchführung ihrer Pläne nach zwei Grundsätzen zu handeln: Erstens, zäh, ausdauern und ohne falsche Scham zu sein, und zweitens ihren Eltern nichts zu sagen, damit die Freude und Überraschung für sie nachher umso größer wird.
Zunächst setzen die beiden Buben Fritz und Wolfgang ihre Laubsägewerkzeuge in Tätigkeit und basteln vier Holzhäuslein zurecht, in deren Dach je ein Schlitz an Stelle des Schornsteins angebracht ist. Diese Schlitze sind die einzige Oeffnung , die ins Innere der vier Häuslein führen, alles andere ist fest ineinandergefügt, vernagelt und verleimt. Das bedeutet, daß nichts aus den Häuslein heraus kann, was einmal hineingekommen ist; man muß sie später aufbrechen, wenn man in den Genuß ihres Inhalts gelangen will . Die beiden Mädchen Herzelinde und Henriette, neun und sieben Jahre alt, bemalen die Häuslein mit leuchtenden Farben. Auf jedem Häuslein prangen die Ueberschriften: „Villa Fritz“ und „Villa Wolfgang“, „Villa Herzelinde“ und „Villa Henriette“. Sie hätten zwar noch lieber „Sau -Sparkasse“ draufgeschrieben, aber sie ließen es bleiben, weil sonst ihre Eltern gemerkt hätten, was gespielt wurde.
Nunmehr lautet die Losung, möglichst viel Inhalt in die Häuslein hineinzubekommen. Wenn Fritz für seinen Vater zur Post gehen muß, sagt er „das kostet zehn Groschen „und hält ihm die „Villa Fritz“ unter die Nase. Vater Spinnenhirn wirft auch gewöhnlich zehn Groschen in den Schlitz, weil er auf dem Standpunkt steht, daß man den Sparsinn bei Kindern fördern muß. Zehn Groschen kann man fast immer entbehren. Wenn Wolfgang irgendwo ein ungeputztes Fahrrad stehen sieht, macht er den Besitzer ausfindig und erbietet sich, für dreißig Groschen das Fahrrad zu reinigen. Er bekommt viele Aufträge, weil sich gerne jedermann von solchen Beschäftigungen drückt. Da er sauber arbeitet, wird Wölfgang ein vielbeschäftigter Mann, dem bald kein Fahrrad mehr in der ganzen Gegend fremd ist. Die „Villa Wolfgang“ wird zunehmend gewichtiger. Wenn Herzelinde Staub wischen oder Schuhe putzen muß, kostet das jeweils zehn Groschen, die in den Schlitz der „Villa Herzelinde“ wandern. Mama Spinnenhirn steht bezüglich des Sparens auf dem gleichen Standpunkt wie ihr Ehegatte. Henriette, das Nesthäkchen, lernt in der Schule gut. Wenn sie eine ausgezeichnete Note mit nach Hause bringt, fordert sie von ihren Eltern dafür klingenden Lohn, der dann im Bauch der „Villa Henriette“ verschwindet . Oft bekommt sie sowohl Samstag vom Vater wie von der Mutter diesen klingenden Lohn, weil die kleine Schlaubergerin beide unabhängig voneinander bearbeitet.
Wenn es im Dorf etwas zu tun gibt, dann sind die Spinnenhirnkinder dabei. Das Essen, das man ihnen als Entgelt für ihre Dienstleistungen anbietet, lehnen sie jeweils freundlich, aber entschieden ab. Zu essen bekämen sie genug zu Hause. Aber ein paar Groschen für ihre Sparkasse nehmen sie gerne an. Und diese Groschen bekommen sie fast immer, denn gerade die Bauern haben einen ausgeprägten Sinn für Sparsamkeit.
Es gibt keine Gelegenheit, die Fritz und Wolfgang, Herzelinde und Henriette vorübergehen lassen, um kleine — und noch besser größere Beträge für ihre „Villen“ zu bekommen. Ihr Ehrgeiz wächst, ihr Sparsinn wird ausgebildet, ihre Einstellung zum Leben wird reifer, ihr Verständnis für jegliche Arbeit ausgeprägter, ihr Verhältnis um Geld durchdachter, sie können plötzlich ihren Vater verstehen, wenn er sich Brotsorgen macht. Sie haben erfahren, daß es nicht leicht ist, Geld zu verdienen, und sie lernen aus dieser Erfahrung, daß man Achtung haben muß vor jeder Art fleißiger Erwerbstätigkeit.
Die „ Villa Wolfgang“ ist zuerst voll. Ihr Besitzer läßt aber nicht in seinem Spareifer nach, sondern hilft seiner kleinen Schwester Henriette, daß auch ihre „Villa“ voll wird. Dann ist bald auch die „Villa Fritz“ so weit , und mit aller Unterstützung die „Villa Herzelinde“. Nach sieben Monaten haben es die Kinder geschafft. Sie können die Dächer ihrer vier Sparkassen abdecken. Sie haben annähernd zweihundert Schilling zusammengebracht . Sie sind selbst erstaunt über diese Summe.
Noch mehr aber wundert sich der Metzger, der mit Schweinen handelt und der bei den Bauern der Gegend hausschlachtet. Als Fritz und Wolfgang, Herzelinde und Henriette bei ihm erscheinen, um ein Schwein zu kaufen, erkundigt er sich, wo sie das Geld herhaben und wie sie auf diesen Einfall gekommen sind. Er hat seine helle Freude an den Kindern. Das Ende vom Lied ist, daß er den vier Kindern eine prächtige Dreizentnersau zum Selbstkostenpreis abgibt, und daß er sich erbietet, diese Dreizentnersau zu schlachten, ohne Schlachtgeld zu verlangen. Am meisten erstaunt und erfreut sind allerdings die Eltern Spinnenhirn, als ihnen das von ihren Kindern gekaufte Borstentier geschlachtet ins Haus gebracht wird. Es gibt eine Schlacht-Partie wie noch nie. Die Eltern sind mächtig stolz auf solche Kinder und auch die Kinder selbst sind unbändig stolz auf ihre schöne Leistung. So ist der Dichter Spinnenhirn doch noch zu einer Dreizentnersau gekommen. Und die vier Dichterskinder bauen bereits wieder neue und größere Sparkassenhäuslein, weil sie den Wert des Geldes und den Sinn des Sparens kennen gelernt haben.
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