Eduard Klingler: Der Baumeister der Erweiterung

Tummelplatz Innsbruck
Eduard Klingler: Der Baumeister der Erweiterung

Bezeichnet man Wilhelm Greil als Bürgermeister der Erweiterung, kann der gebürtige Wiener Eduard Klingler (1861 – 1916) wohl als der Architekt der Erweiterung Innsbrucks rund um die Jahrhundertwende bezeichnet werden. 1883 begann er für das Land Tirol zu arbeiten. 1889 trat er zum städtischen Bauamt über, dessen Leiter er unter Bürgermeister Wilhelm Greil (105) 1902 wurde. In dieser Zeit begann die Stadt in alle Richtungen zu wachsen. Nicht nur quantitativ, auch qualitativ musste Innsbruck sich unter den neuen politischen Vorzeichen verändern. Die ersten freien Wahlen des Reichsrates für alle männlichen Bürger im Jahr 1907 veränderten auch die sozialen Spielregeln. Arbeiter mit politischem Stimmrecht mussten anders gepflegt werden als Untertanen ohne dieses Recht. Johann von Sieberer ließ mit dem Waisenhaus und dem Altenheim zwei große Projekte im Saggen umsetzen. Umliegenden Dörfer wie Pradl und Wilten wurden eingemeindet. Klingler prägte das Stadtbild Innsbrucks wesentlich mit. Vor allem die jüngeren Stadtteile wie Wilten, Pradl und der Saggen entstanden unter seiner Obhut. Die bis dato eigenständigen Dörfer Wilten und Pradl, die 1904 eingemeindet und Teil der Stadt wurden, trugen zum Wachstum bei. Von 1880 bis 1900 wuchs Innsbrucks Bevölkerung „nur“ von 20.000 auf 26.000 Einwohner an, Wilten verdreifachte sich von 4000 auf 12.000. Neben dem quantitativen Wachstum durch die Stadterweiterung wuchs Innsbruck, auch qualitativ, was die Lebensqualität der Menschen anbelangt. Die Stadt trieb die Bautätigkeit innerhalb der Stadtteile emsig voran. Die Anforderungen an die Infrastruktur stiegen. Gas, Wasser, Elektrizität begannen sich als Standard zu etablieren. Die Wohnhäuser, die in den Arbeitervierteln gebaut wurden, waren ein Spiegel einer neuen Gesellschaft. Anders als im ländlichen Bereich Tirols, wo Bauernfamilien samt den Bediensteten in Bauernhäusern im Verbund einer Sippschaft lebten, kam das Leben in der Stadt dem Familienleben, das wir heute kennen, nahe. Damit einher gingen neue individuelle Freiheiten und Zerstreuungsmöglichkeiten in der Freizeit. Schulen und Kindergärten mussten für die neuen Bewohner gebaut werden. Die Anforderungen an die Medizin und damit die Klinik wuchsen.

Ganz im Geist der Zeit plante Klingler in den Stilen des Historismus und des Klassizismus sowie des Heimatstils. In Innsbruck gehen unter anderem die Handelsakademie, der Friedhof Pradl, die Dermatologische Klinik im Klinikareal, der Städtische Kindergarten in der Michael-Gaismair-Straße, die Trainkaserne (heute ein Wohnhaus im Saggen) und das Tiroler Landeskonservatorium auf Klinglers Konto. Ein sehenswertes Gebäude im Heimatstil ist das Ulrichhaus am Berg Isel, das heute den Alt-Kaiserjäger-Club beheimatet. Als Leiter des Bauamts hatte er aber auf alle größeren Projekte dieser Zeit seinen Einfluss. Während die von Klingler direkt verantworteten Gebäude moderat und funktional sind, gestalteten sich die bürgerlichen Gebäude wie das Winklerhaus (70) oder die Villen im Saggen durchaus prunkvoll. Auch einige Miethäuser wurden im Stil des Klassizismus angelegt. Die Wiederbelebung der Antike stand in der Architektur hoch im Kurs. Vor allem bis 1900 waren klare Formen, Masken, Statuen und Säulen stilprägende Elemente bei der Anlage neuer Gebäude. Die Aufklärung, die sich an der Vernunft antiker Denker orientierte bekam auch in den Gesichtern der Städte ihren fixen Platz. In einem teils wilden Mix wurden die Vorstellungen, die Architekten vom klassischen Griechenland und dem alten Rom hatten, verwirklicht. Straßenzüge wie die Sonnenburgstraße, die Stafflerstraße, die Kaiser-Josef-Straße oder die Claudiastraße zeigen den Stil der Zeit. Die Änderungen der Nachkriegszeit hin zu einer zweckorientierten Architektur, zum Beispiel das Städtische Hallenbad oder den Pembaurblock erlebte Klingler nicht mehr

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