Das Attentat seit Jahren geplant

Erschienen: Innsbrucker Nachrichten / 30. Juni 1914

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Bereits zwei Tage nach der Ermordung von Thronfolger Franz Ferdinand stand in den Medien die Geschichte eines in Innsbruck studierenden Serben zu lesen, der bereits 1913 geplant hatte, den Habsburger zu ermorden. 

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Dass sich die großserbischen Agitationshetzer schon seit Jahren mit dem Plane einer Ermor­dung des Thronfolgers beschäftigten, beweist am besten eine Episode, die sich vor ungefähr anderthalb Jahren in Frankfurt zutrug und im vorigen Sommer ihr gerichtliches Nachspiel hatte.

Die an der hiesigen medizinischen Fakultät inskribierten südslawischen Studierenden versammel­ten sich damals regelmäßig in einem Lokale im Zentrum der Stadt. Unter den Gästen, der 20­jährige Weichsel Serbanovic aus Belgrad, behauptete in die Gunst der dort anwesenden schönen Mädchen zu kommen und sich der Beliebtheit zu erfreuen. Um bei ihr Eindruck zu machen, erzählte er ihr, dass er einem geheimen Bunde angehöre, der es sich zur Aufgabe gemacht habe, nach Wien zu reisen und dort den Erzherzog zu töten.

Als das Mädchen ihm erschrocken fragte, ob er sichere Kenntnis von dem Vorhaben, verfassten nicht nur Serbanovic, sondern auch noch zehn seiner Freunde. Die Haussuchungen, die bei Folge, dass der Zahl der inskribierten Serben der dem Eingang jeglichen Antispartenprotokolls unfreiwillig herausgefischten jungen Leute vorgenommen wurden, hatten zum Ergebnis, dass jenes gelang es, beim Hauptbeteiligten den scharf geladenen Browning, eine serbische Fahne und viele Zünder zu finden. Bei der Einvernahme versuchte Serbanovic an, nur Hörensagen gesprochen zu haben, doch gab es untermauerten, mit der das Wort von Bondentrat und aus geschrien zu sein, weil er ein guter Gymnasiast, (Tonković oder ein serb. Ge­meiner), diese Fertigkeit erlernt habe.

Der Prozess Serbanovic, der als Minderjähriger das spätere Ereignis der Untersuchung nur noch teilweise zugeführt wurde, hatte durch die Sensation wenig Wert, er endete mit einer Freisprache, weil es der Verteidigung gelang nachzuweisen, dass die Kronzeugen ein damals besonders verhetzter Studenten schlecht verstande­nen Scherz ausgaben.

Die behördlichen Organe blieben trotzdem bei der Ansicht, dass Serbanovic doch kein harmloser Phantast, sondern ein gefährlicher Agent sei, und veranlassten seine Ausweisung aus Österreich. Die ungarischen Behörden taten dasselbe.

Scheine zweifelt wohl kein Mensch daran, dass die jungen Studenten wirklich in einer serbischen Organisation standen, der die Mordtat in Sarajevo geplant wurde. Es ist auch bezeichnend, dass Serbanovic, trotz seines jungen Alters, sofort wieder Anschluss an einen revolutionären Bund fand, der die gesamte südslawische Jugend um­fasst.