Landhausplatz & Tiroler Landhaus
Eduard Wallnöfer Square
Worth knowing
Das Tiroler Landhaus und der Eduard-Wallnöfer-Platz samt dem dazugehörigen „Franzosendenkmal" are considered by many Innsbruck residents to be the city's greatest building sin. The chapter in Innsbruck's history that it symbolises is also unpleasant. Anyone who compares Landhausplatz before and after 1938 in old photographs will not recognise it. Hardly any other place in Innsbruck has changed so much.
Auf Fotos der Zeit vor 1938, erkennt man die Lohnkutscherei und Autovermietung Heinrich Menardi am heutigen Landhausplatz. Gegründet wurde das Unternehmen 1880 mit dem einsetzenden Tourismus in Tirol für Ausflugsfahrten in die alpine Umgebung. Anfangs mit Kutschen, nach dem 1. Weltkrieg mit Bussen und PKW, wurden zahlungskräftige Touristen bis nach Venedig chauffiert. Das Unternehmen besteht bis heute und hat seinen Firmensitz mittlerweile im Menardihaus at Wilhelm-Greil-Strasse 17 opposite Landhausplatz, even though over the years the transport and trading industry has shifted to the more lucrative property sector. On the north side of the square, the courtyard of Palais Fugger-Taxis extended as far as Wilhelm-Greil-Strasse. Between 1905 and 1938, it housed the offices of the Tyrolean provincial government. The Fuggerhaus, which served as a secondary school and commercial academy, was also demolished.
1938 wurde mit dem Bau der Reichsstatthalterei unter Gauleiter Franz Hofer begonnen und der Platz somit vollkommen umgestaltet und eingeebnet. Östlich an das alte barocke Landhaus mit der Fassade in der Maria-Theresien-Straße sollte der monumentale Neubau anschließen. Der südöstliche Teil des Palais Fugger-Taxis wurde dafür abgerissen. Wo heute das Casino steht, befand sich einst der Bismarckplatz, benannt nach dem Eisernen Kanzler der Deutschen Reichseinigung von 1871. Die Gebäude zwischen dem heutigen Landhaus und dem Bismarckplatz, auf dem Lois Welzenbachers Hochhaus futuristisch alles überragte, sollten einer großen Fläche für politische Aufmärsche weichen, die von Denkmälern und Opfersäulen zur Erinnerung an die für den Nationalsozialismus gefallenen Tiroler geschmückt werden sollte. Das Gauhaus und der Platz davor sollte zu einem Symbol der neuen Ideologie werden, einer Art Kirche für den Glauben an den Führer und die Befreiung des deutschen Volkes.
Die Ausschreibung gewannen die beiden Architekten Walter und Ewald Guth. Die Form der Fassade von vorne gesehen soll den Betrachter an einen zum Schwung ansetzenden Adler erinnern. Die Säulen am Eingang waren ganz nach dem Geschmack Adolf Hitlers im neoklassizistischen Stil ersonnen. Immer wieder kam es in der dilettantisch geführten Bauphase, von Hofer höchstpersönlich beaufsichtigt, zu Verzögerungen und Problemen, bedingt durch den Krieg und die Bauarbeiten an den Wohnblöcken für die Südtiroler Optanten. Tatsächlich geblieben von den hochtrabenden Plänen ist ein öder Funktionsbau, mit dem man auch im fernen Berlin nicht so recht glücklich war.
In this Reichsstatthalterei mitten in der Stadt wurden keine Verhöre oder Misshandlungen durchgeführt, dafür war die Zentrale der Gestapo (Anm.: Geheime Staatspolizei im Nationalsozialismus) in Innsbruck mit Sitz in der Herrengasse zuständig. Im heutigen Tiroler Landhaus wurden Verbrechen geplant und Gesetzesbeschlüsse und Befehle aus Berlin umgesetzt. Dass die sterblichen Überreste der Opfer eines Luftangriffes vom 15. Dezember 1943 am heutigen Landhausplatz aufgebahrt wurden zeugt von trauriger Ironie des Schicksals. In einigen Zimmern des Landhauses sind bis heute Symbole der NS-Zeit sichtbar. Wie genau man mit diesen stummen Zeugen des Nationalsozialismus umgehen soll, ist noch immer Inhalt reger Diskussionen. Die Kanzlei von Gauleiter Franz Hofer war lange Zeit das Sitzungszimmer der Tiroler Landesregierung.
Dominated by the Eduard Wallnöfer Square from the Liberation Monumentcommissioned by the French occupation in 1946. The monument is intended to represent a more modern version of the nearby Triumphal Gate and commemorate the "Freedom of the Dead of Austria" (Pro Libertate Austriae Mortuis). The commander-in-chief, General Emile Bethouart, refrained from using the French language and thus patronisingly considered the Allies' share in the liberation of Austria to be smaller than it actually was in favour of the Austrian resistance. After the plan to erect a memorial to those who died for National Socialism in 1938, only seven years later the resistance fighters were to be commemorated in the same way as the fallen soldiers.
Although the grille shows the coats of arms of Austria's new federal states, it is hard to deny its resemblance to various fascist monuments, not least because of the classicist style and the enthroned eagle with laurel wreath designed by Emmerich Kerle.
The construction of the "French monument", as the people of Innsbruck called it, was largely carried out by prisoners of war who were assigned to the construction company carrying out the work. Mayreder, Kraus & Co were made available. In addition to labour, the required raw materials also caused problems in the barren post-war period. A liberation memorial imposed by the occupying power was difficult to sell to the population, especially with the housing shortage that still prevailed in the city after the air raids. In order not to fuel the resentment of the population in the first post-war years over the construction, the French also refrained from a ceremonial inauguration.
A much smaller memorial at the southern end of Landhausplatz commemorates the Jewish victims of the pogroms of the Reichskristallnacht from 1938. Menorah was consecrated in June 1997 by the Chief Rabbi of the Jewish Community for Tyrol and Vorarlberg, Chaim Eisenberg.
Today, the Tyrolean Landhaus is the seat of the Tyrolean Parliament. If you cross Landhausplatz, you will find a lively city centre fun park for young skaters and BMXers. It has had its current appearance since 2011, after the LAAC architecture firm won a tender for the redesign in 2008 to free the square from car traffic and reorganise it. In the first few years after the opening, cycling and skating were strictly forbidden on the barren Landhausplatz with its inviting concrete waves. However, young people were not deterred by this and persevered to conquer the square for themselves.
Auferstanden aus Ruinen
Nach Ende des Krieges kontrollierten US-Truppen für zwei Monate Tirol. Anschließend übernahm die Siegermacht Frankreich die Verwaltung. Den Tirolern blieb die sowjetische Besatzung, die über Ostösterreich hereinbrach, erspart. Besonders in den ersten drei Nachkriegsjahren war der Hunger der größte Feind der Menschen. Der Mai 1945 brachte nicht nur das Kriegsende, sondern auch Schnee. Der Winter 1946/47 ging als besonders kalt und lang in die Tiroler Klimageschichte ein, der Sommer als besonders heiß und trocken. Es kam zu Ernteausfällen von bis zu 50%.
Die Versorgungslage war vor allem in der Stadt in der unmittelbaren Nachkriegszeit katastrophal. Die tägliche Nahrungsmittelbeschaffung wurde zur lebensgefährlichen Sorge im Alltag der Innsbrucker. Neben den eigenen Bürgern mussten auch tausende von Displaced Persons, freigekommenen Zwangsarbeitern und Besatzungssoldaten ernährt werden. Um diese Aufgabe zu bewältigen, war die Tiroler Landesregierung auf die Hilfe von außerhalb angewiesen. Der Vorsitzende der UNRRA (Anm.: United Nations Relief and Rehabilitation Administration), die Kriegsgebiete mit dem Nötigsten versorgte, Fiorello La Guardia zählte Österreich „zu jenen Völkern der Welt, die dem Hungertod am nächsten sind.“
Milch, Brot, Eier, Zucker, Mehl, Fett – von allem war zu wenig da. Die französische Besatzung konnte den Bedarf an benötigten Kilokalorien pro Kopf nicht abdecken, fehlte es doch der eigenen Bevölkerung und den Einsatzkräften oft an der Versorgung. Bis 1946 entnahmen sie der Tiroler Wirtschaft sogar Güter.
Die Lebensmittelversorgung erfolgte schon wenige Wochen nach Kriegsende über Lebensmittelkarten. Erwachsene mussten eine Bestätigung des Arbeitsamtes vorlegen, um an diese Karten zu kommen. Die Rationen unterschieden sich je nach Kategorie der Arbeiter. Schwerstarbeiter, Schwangere und stillende Mütter erhielten Lebensmittel im „Wert“ von 2700 Kalorien. Handwerker mit leichten Berufen, Beamte und Freiberufler erhielten 1850 Kilokalorien, Angestellte 1450 Kalorien. Hausfrauen und andere „Normalverbraucher“ konnten nur 1200 Kalorien beziehen.
Zusätzlich gab es Initiativen wie Volksküchen oder Ausspeisungen für Schulkinder, die von ausländischen Hilfsorganisationen übernommen wurden. Aus Amerika kamen Carepakete von der Wohlfahrtsorganisation Cooperative for American Remittances to Europe. Viele Kinder wurden im Sommer zu Pflegehaushalten in die Schweiz verschickt, um wieder zu Kräften zu kommen und ein paar zusätzliche Kilo auf die Rippen zu bekommen.
Für alle reichten all diese Maßnahmen allerdings nicht aus. Vor allem Hausfrauen und andere „Normalverbraucher“ litten unter den geringen Zuteilungen. Viele Innsbrucker machten sich trotz der Gefahr, festgenommen zu werden, auf den Weg in die umliegenden Dörfer, um zu hamstern. Wer Geld hatte, bezahlte teils utopische Preise bei den Bauern. Wer keins hatte, musste um Nahrungsmittel betteln. Frauen, deren Männer gefallen, in Gefangenschaft oder vermisst waren, sahen in Extremfällen keinen anderen Ausweg, als sich zu prostituieren. Diese Frauen, besonders die unglücklichen, die schwanger wurden, mussten über sich und ihren Nachwuchs übelste Beschimpfungen ergehen lassen. Vom legalen Schwangerschaftsabbruch war man in Österreich noch 30 Jahre entfernt.
Die Politik stand dem zu einem großen Teil machtlos gegenüber. Alle Interessen zu befrieden, war schon in normalen Zeiten unmöglich. Viele Entscheidung zwischen dem Parlament in Wien, dem Tiroler Landtag und dem Innsbrucker Rathaus waren für die Menschen nicht nachvollziehbar. Während Kinder auf Obst und Vitamine verzichten mussten, wurde von manchen Bauern legal gewinnbringender Schnaps gebrannt. Amtsgebäude und Gewerbebetriebe bekamen vom Elektrizitätswerk Innsbruck freie Hand, während den Privathaushalten ab Oktober 1945 der Zugang zum Strom an mehreren Tagzeiten eingeschränkt wurde. Selbige Benachteiligung der Haushalte gegenüber der Wirtschaft galt für die Versorgung mit Kohle.
Auch die alten Gräben zwischen Stadt und Land wurden größer und hasserfüllter. Innsbrucker warfen der Umlandbevölkerung vor, bewusst Lebensmittel für den Schwarzmarkt zurückzuhalten. Es kam zu Überfällen, Diebstählen und Holzschlägerungen. Transporte am Bahnhof wurden von bewaffneten Einheiten bewacht. Der erste Tiroler Landeshauptmann Gruber, während des Krieges selbst illegal im Widerstand, hatte zwar Verständnis für die Situation der Menschen, die sich gegen das System auflehnten, konnte aber nichts daran ändern. Auch dem Innsbrucker Bürgermeister Anton Melzer waren die Hände gebunden. Es war nicht nur schwierig, die Bedürfnisse aller Interessensgruppen unter einen Hut zu bringen, immer wieder kam es unter der Beamtenschaft zu Fällen von Korruption und Gefälligkeiten gegenüber Verwandten und Bekannten. Grubers Nachfolger am Landeshauptmannsessel Alfons Weißgatterer musste gleich mehrere kleine Aufstände überstehen, als sich der Volkszorn Luft machte und Steine Richtung Landhaus flogen Die Antwort der Landesregierung erfolgte über die neue, konservativ geprägte Tiroler Tageszeitung:
„Sind etwa die zerbrochenen Fensterscheiben, die gestern vom Landhaus auf die Straße klirrten, geeignete Argumente, um unseren Willen zum Wiederaufbau zu beweisen? Sollten wir uns nicht daran erinnern, dass noch niemals in irgendeinerm Lande wirtschaftliche Schwierigkeiten durch Demonstrationen und Kundgebungen beseitigt worden sind?“
Auch wenn sich die Situation nach 1947 entspannte, blieben die Lebensumstände in Tirol prekär. Die Lebensmittelrationierungen wurde erst am 1. Juli 1953 eingestellt.
The housing situation was at least as bad. An estimated 30,000 Innsbruck residents were homeless, living in cramped conditions with relatives or in shanty towns such as the former labour camp in Reichenau, the shanty town for displaced persons from the former German territories of Europe, popularly known as the "Ausländerlager", or the "Ausländerlager". Bocksiedlung. There are few reminders of the disastrous state Innsbruck was in after the air raids of the last years of the war in the first years after the war. Tens of thousands of citizens helped to clear rubble and debris from the streets. Maria-Theresien-Straße, Museumstraße, the Bahnhofsviertel, Wilten and Pradlerstraße would probably have been much more attractive if the holes in the streetscape had not had to be quickly filled in order to create living space for the many homeless and returnees as quickly as possible.
Ästhetik aber war ein Luxus, den man sich in dieser Situation nicht leisten konnte. Die ausgezehrte Bevölkerung benötigte neuen Wohnraum, um den gesundheitsschädlichen Lebensbedingungen, in denen Großfamilien teils in Einraumwohnungen einquartiert waren, zu entfliehen. Wie schon nach dem Ersten Weltkrieg, als die Spanische Grippe viele Opfer forderte, kam es auch 1945 zu einem Anstieg gefährlicher Infektionen. Impfstoffe gegen Tuberkulose konnten im ersten Winter nicht geliefert werden. Auch Krankenhausbetten waren Mangelware.
Innsbruck hatte aber Glück im Unglück. Die französischen Truppen unter Emile Bethouart verhielten sich sehr milde gegenüber dem ehemaligen Feind und begegneten der Tiroler Kultur und Bevölkerung freundlich und aufgeschlossen. Stand man der Besatzungsmacht anfangs feindlich gesinnt gegenüber - schon wieder war ein Krieg verloren gegangen - wich die Skepsis der Innsbrucker mit der Zeit. Die Soldaten waren vor allem bei den Kindern beliebt wegen der Schokoladen und Süßigkeiten, die sie verteilten. Viele Menschen erhielten innerhalb der französischen Verwaltung Arbeit. Manch ein Tiroler sah dank der Uniformierten der 4. Marokkanischen Gebirgsdivision, die bis September 1945 den Großteil der Soldaten stellten, zum ersten Mal dunkelhäutige Menschen.
Das Franzosendenkmal am Landhausplatz erinnert an die französische Besatzungszeit. Am Emile Bethouart footbridgeThe memorial plaque on the river Inn, which connects St. Nikolaus and the city centre, is a good expression of the relationship between the occupation and the population:
"Arrived as a winner.
Remained as a protector.
Returned home as a friend."
Art in architecture: the post-war period in Innsbruck
Although many of the buildings erected from the 1950s onwards are not very attractive architecturally, they do house interesting works of art. From 1949 there was a project in Austria Art on the building. In the case of buildings realised by the state, 2% of the total expenditure was to flow into artistic design. The implementation of the building law and thus also the administration of the budgets was then, as now, the responsibility of the federal states. Artists were to be financially supported through these public commissions. The idea first emerged in 1919 during the Weimar Republic and was continued by the National Socialists from 1934.
Austria took up art in architecture after the war to design public spaces as part of the reconstruction programme. The public sector, which replaced the aristocracy and bourgeoisie as the property developers of past centuries, was under massive financial pressure. Despite this, the housing projects, which were primarily focussed on function, were not intended to be completely unadorned.
Die mit der Gestaltung der Kunstwerke betrauten Tiroler Künstler wurden in ausgeschriebenen Wettbewerben ermittelt. Der bekannteste unter ihnen war Max Weiler, der vielleicht prominenteste Künstler im Tirol der Nachkriegszeit, der in Innsbruck unter anderem für die Fresken in der Theresienkirche auf der Hungerburg verantwortlich war. Weitere prominente Namen sind Helmut Rehm (1911 – 1991), Walter Honeder (1906 – 2006), Fritz Berger (1916 – 2002) und Emmerich Kerle (1916 – 2010).
The biographies of the artists were not only compiled by the Gewerbeschule Innsbruck (Note: today's HTL Trenkwalderstraße) and the Academy of Fine Arts in Vienna as a common denominator, but also characterised by the shared experience of National Socialism. Fritz Berger had lost his right arm and one eye during the war and had to learn to work with his left hand. Emmerich Kerle was taught at the Academy of Fine Arts in Vienna by Josef Müllner, among others, an artist who had made his mark on art history with busts of Adolf Hitler, Siegfried from the Nibelungen saga and the Karl Lueger monument in Vienna, which remains controversial to this day. Kerle served in Finland as a war painter.
Wie ein großer Teil der Tiroler Bevölkerung wollten auch Politiker, Beamte und die Künstler nach den harten und leidvollen Kriegsjahren Ruhe und Frieden, um Gras über das Geschehen der letzten Jahrzehnte wachsen zu lassen.
Die im Rahmen von Kunst am Bau entstandenen Werke reflektieren diese Haltung nach einem neuen Sittenbild. Es war das erste Mal, dass abstrakte, gestaltlose Kunst Eingang in den öffentlichen Raum Innsbrucks fand, wenn auch nur in unkritischem Rahmen. Märchen, Sagen, religiöse Symbole waren beliebte Motive, die auf den Sgraffitos, Mosaiken, Wandbildern und Statuen verewigt wurden. Die Kunst sollte auch ein neues Bewusstsein und Bild dessen schaffen, was als typisch Österreichischen galt. Noch 1955 betrachtete sich jeder zweite Österreicher als Deutscher. Die unterschiedlich ausgeführten Motive zeigen Freizeitaktivitäten, Kleidungsstile und Vorstellungen der sozialen Ordnung und gesellschaftlichen Normen der Nachkriegszeit. Frauen wurden häufig in Tracht und Dirndl, Männer in Lederhosen dargestellt. Die konservative Idealvorstellung der Geschlechterrollen wurden in der Kunst verarbeitet. Fleißig arbeitende Väter, brave Ehefrauen, die sich um Haus und Herd kümmerten und Kinder, die in der Schule eifrig lernen waren das Idealbild bis weit in die 1970er Jahre. Ein Leben wie aus einem Film mit Peter Alexander.
Die Realität sah freilich anders aus:
„Die Notlage gefährdet die Behaglichkeit des Heims. Sie zehrt an den Wurzeln der Lebensfreude. Niemand leidet mehr darunter als die Frau, deren Glück es bildet, einen zufriedenen, trauten Familienkreis um sich zu sehen. Welche Anspannung der seelischen Kraft erfordern der täglich zermürbende Kampf um ein bisschen Einkauf, die Mühsal des Schlangestehens, die Enttäuschungen der Absagen und Abweisungen und der Blick in den unmutigen Gesichtern der von Entbehrungen gepeinigten Lieben.“
Was in der Tiroler Tageszeitung zu lesen stand, war aber nur ein Teil der Alltagsrealität. Neben den materiellen Nöten bestimmte das kollektive Kriegstrauma die Gesellschaft. Die Erwachsenen der 1950er Jahre waren Produkte der Erziehung der Zwischenkriegszeit und des Nationalsozialismus. Männer, die an der Front gekämpft hatten, konnten als Kriegsverlierer nur in bestimmten Kreisen von ihren grauenhaften Erlebnissen sprechen, Frauen hatten meist gar kein Forum zur Verarbeitung ihrer Ängste und Sorgen. Häusliche Gewalt und Alkoholismus waren weit verbreitet. Lehrer, Polizisten, Politiker und Beamte kamen vielfach aus der nationalsozialistischen Anhängerschaft, die nicht einfach mit dem Ende des Krieges verschwand, sondern lediglich öffentlich totgeschwiegen wurde.
Das Problem an dieser Strategie des Verdrängens war, dass niemand die Verantwortung für das Geschehene übernahm, auch wenn vor allem zu Beginn die Begeisterung und Unterstützung für den Nationalsozialismus groß war. Es gab kaum eine Familie, die nicht mindestens ein Mitglied mit einer wenig rühmlichen Geschichte zwischen 1933 und 1945 hatte. Scham über das, was seit 1938 und in den Jahren in der Politik Österreichs geschehen war mischte sich zur Angst davor, von den Besatzungsmächten USA, Großbritannien, Frankreich und die UDSSR als Kriegsschuldiger ähnlich wie 1918 behandelt zu werden. Es entstand ein Klima, in dem niemand, weder die daran beteiligte noch die nachfolgende Generation über das Geschehene sprach. Diese Haltung verhinderte lange die Aufarbeitung dessen, was seit 1933 geschehen war.
The myth of Austria as the first victim of National Socialism, which only began to slowly crumble with the Waldheim affair in the 1980s, was born. Police officers, teachers, judges - they were all kept in their jobs despite their political views. Society needed them to keep going.
Ein Beispiel für den großzügig ausgebreiteten Mantel des Vergessens mit großem Bezug zu Innsbruck ist die Vita des Arztes Burghard Breitner (1884-1956). Breitner wuchs in einem wohlbetuchten bürgerlichen Haushalt auf. Die Villa Breitner am Mattsee war Sitz eines Museums über den vom Vater verehrten deutschnationalen Dichter Josef Viktor Scheffel.
Nach dem Gymnasium entschied sich Breitner gegen eine Karriere in der Literatur und für ein Medizinstudium. Anschließend beschloss er seinen Militärdienst und begann seine Karriere als Arzt. 1912/13 diente er als Militärarzt im Balkankrieg. 1914 verschlug es ihn an die Ostfront, wo er in russische Kriegsgefangenschaft geriet. Als Arzt kümmerte er sich im Gefangenenlager aufopferungsvoll um seine Kameraden. Erst 1920 sollte er als Held und „Angel of Siberia“ aus dem Gefangenenlager wieder nach Österreich zurückkehren.
1932 begann seine Laufbahn an der Universität Innsbruck. 1938 stand Breitner vor dem Problem, dass er auf Grund des jüdischen Hintergrundes seiner Großmutter väterlicherseits den „Great Aryan proof" could not provide. However, thanks to his good relationship with the Rector of Innsbruck University and important National Socialists, he was ultimately able to continue working at the university hospital. During the Nazi regime, Breitner was responsible for forced sterilisations and "Voluntary emasculation“ verantwortlich, auch wenn er wohl keine der Operationen persönlich durchführte.
Nach dem Krieg schaffte es der „Engel von Sibirien“ mit einigen Mühen sich durch das Entnazifizierungsverfahren zu winden. 1951 wurde er als Kandidat des VDU, einem politischen Sammelbecken für ehemalige Nationalsozialisten, als Kandidat für die Bundespräsidentschaftswahl aufgestellt. 1952 wurde Breitner Rektor der Universität Innsbruck. Nach seinem Tod widmete ihm die Stadt Innsbruck ein Ehrengrab am Westfriedhof Innsbruck. In der Reichenau ist ihm in unmittelbarer Nähe des Standortes des ehemaligen Konzentrationslagers eine Straße gewidmet.
Wer aufmerksam durch die Stadt geht, findet viele der noch heute sichtbaren Kunstwerke auf Häusern in Pradl und Wilten. Die Mischung aus reizloser Architektur und zeitgenössischen Kunstwerken der gerne verdrängten, in Filmen und Erzählungen lange idealisierten und verklärten Nachkriegszeit, ist sehenswert. Besonders schöne Beispiele finden sich an den Fassaden in der Pacherstraße, der Hunoldstraße, der Ing.-Thommenstraße, am Innrain, der Landesberufsschule Mandelsbergerstraße oder im Innenhof zwischen Landhausplatz und Maria-Theresienstraße.
Operation Greenup - Innsbrooklyn's rebirth
After smaller battles in the Außerfern and at the Porta Claudia in Scharnitz near Seefeld, the Cactus Division of the US armed forces stood in Zirl at the gates of the Gau capital Innsbruck on 3 May 1945. A handful of resistance fighters led by Fritz Molden and the later Tyrolean governor Karl Gruber had occupied barracks and official facilities in Innsbruck after the Gau leadership, Gestapo and SS had fled the scene. Nevertheless, the GI's did not know what to expect in Innsbruck, as Adolf Hitler had declared Tyrol to be part of the Alpine fortress, the retreat that was to be defended to the last man. If Innsbruck were to become a battlefield, as had been the case in many cities, this would result in the destruction of the city. The fact that it did not come to that and Innsbruck was surrendered without a fight is due to a group of young people who were involved in the US espionage operation Operation Greenup laid the foundations for peaceful capitulation.
The male protagonists of this cinematic coup were Friedrich "Fred" Mayer, Hans Wijnberg, Franz Weber and Anna Niederkircher. The two Jews Mayer and Wijnberg had landed in New York while fleeing National Socialism. They had volunteered for service in Europe and were deployed with the OSS, the US military intelligence service. Weber had been stranded in a prison camp in southern Italy as a deserter from the Wehrmacht. After his war experiences, the staunch Catholic wanted to help overthrow the Nazi regime in his Tyrolean homeland. Together, they were to spy on the supply line over the Brenner Pass from Innsbruck as well as war-relevant infrastructure and industry such as the Messeschmitt factories in Kematen.
On 26 February, the three men and their equipment were dropped by plane over the Ötztal Alps in the wintery high mountains. Using sledges and public transport, they made their way to Oberperfuß, Franz Weber's home village, in the middle of enemy territory with all their equipment. Here they did not encounter Hitler's feared Alpine fortress, but rather support from the community of Oberperfuß, which had always been strictly Catholic, conservative and critical of the regime. Above all, those close to Weber, his sisters Eva, Margarete and Luise, his neighbour Maria Hörtnagl, but above all his fiancée Anni Niederkircher and her mother Anna, the landlady of the Gasthof zur Krone, played invaluable roles in providing supplies, camouflage and accommodation.
Franz Weber was the group's local guide. Fred Mayer mingled with the population in Oberperfuß, Innsbruck and Kematen under various identities, as a Wehrmacht soldier in the officers' mess, as a worker at the Messerschmitt factories or as a French forced labourer. He forged links with other resistance groups and gathered information. Weber's sisters harboured him and provided him with all sorts of things, such as forged papers or a stolen Wehrmacht uniform. Anni Niederkircher was the link between Oberperfuß and Innsbruck. Hans Wijnberg, as a radio operator, maintained communication with the US army base in Bari.
Everyone knew that if their risky operation was discovered, they and their families would be condemned to death. This happened at the end of April. Robert Moser, the radio dealer and resister who had employed Fred Mayer in his shop, was exposed. He was interrogated, tortured and finally beaten and whipped to death at the Gestapo headquarters in Innsbruck's Herrengasse. On 20 April, Fred Mayer was also arrested and tortured in Herrengasse. But he held out, and even more: after revealing himself to be a member of the US secret service, he was able to negotiate with Gauleiter Hofer to have Innsbruck handed over as a free city without a fight. In return for Mayer's assurance that he would be treated as a prisoner of war, Hofer issued an order to the population in a radio address on 2 May to refrain from any fighting.
At 2 pm on 3 May, Fred Mayer, still scarred from his treatment by the Gestapo, reached the US troops near Zirl with this message. A few hours later, the ceasefire came into effect. The vehicles and soldiers were able to enter the town without further bloodshed and destruction.
The memory of the Operation Greenup and the heroic actions of all those involved under extreme danger were not remembered for a long time in favour of the story of self-liberation by the brave Tyrolean people. It was not until 2010 that Fred Mayer, who was honoured with the Purple Heart who had received the US military's highest medal for valour, was honoured by the state of Tyrol late but still at the age of almost 90. Hans Wijnberg received a Medal of Merit from the City of Innsbruck ten years after his death. Franz Weber, who served as a member of the provincial and national councils after the war, was honoured with the Decoration of honour of the province of Tyrol und das Decoration of Honour in Gold of the Republic of Austria. A hard-to-find bronze plaque at the former Gestapo headquarters in Herrengasse commemorates Robert Moser, who was tortured to death. There is a small information plaque at the house at Anichstraße 19, where Mayer was housed during his stay in Innsbruck. This perhaps most impressive episode in Innsbruck's city history only became known to a wider audience with the publication of the gripping book "Codename Brooklyn" by Peter Pirker, which received a great deal of international attention. However, Innsbruck perhaps owes its most enduring legacy to Wijnberg's radio messages: the code name for the city was after the New York neighbourhood where Mayer and he spent a long time, Brooklyn. Innsbruck was reborn after National Socialism as Innsbrooklyn.
Franz Hofer: The Gauleiter of Tyrol
Under National Socialism, many political posts and positions in the civil service were reallocated. The Führer cult and the ideas of the National Socialist Party were structurally cemented at all levels. Innsbruck's mayor Franz Fischer was replaced by Egon Denz on 12 March 1938. Governor Josef Schumacher (1894 - 1971) was briefly replaced by Edmund Christoph before Franz Hofer (1902 - 1975) was appointed Gauleiter in May 1938 and Reich Governor from 1940.
Franz Hofer was born into a family of hoteliers in Bad Hofgastein, Salzburg. After attending school in Innsbruck, he ran a radio business. He became a member of the NSDAP in Austria as early as 1931. When the National Socialist Party was banned in Austria, Hofer was imprisoned as its Gauleiter in 1933, but was freed by members of the SA. He was shot during this escape, but was able to flee to Italy. He then travelled to Germany, where he became a German citizen and had a stellar career within the party.
Shortly after the annexation of Austria, Hofer was appointed Gauleiter of Tyrol and Vorarlberg at Hitler's behest on 24 May 1938. In 1940, he was appointed Reich Governor of Tyrol-Vorarlberg. The plans of the leader-loyal Hofer were ambitious and Tyrol was a good breeding ground. Nowhere else in the Austrian districts were there more party members in relation to the population than here. Hofer was already very close to his goal of having the first completely Jew-free Gau in 1939. One year later, only one Jew was still registered in Tyrol. Hofer also generously enriched himself personally with aryanised assets. This is how the Villa Schindler of the operator of the Cafe Schindler at Rennweg 10 into his possession, as well as the Lachhof in Kleinvolderberg near Innsbruck, where he set up a kind of command centre outside the city.
Hofer also cracked down on church organisations. Socialist and communist organisations played no role in Tyrolean society and there was less need to be wary of them than of stubborn Catholics. All religious orders were closed and Catholic youth groups and associations were incorporated into the National Socialist system. 119 out of 570 priests were taken into custody at least once between 1938 and 1945, eleven were executed or did not survive the prison conditions.
When Italy finally came under German control in 1943, Hofer was appointed Supreme Commissioner of the Operational zone Alpine foothills appointed. This zone consisted of Tyrol-Vorarlberg and the Upper Italian provinces. It was also Franz Hofer who came up with the idea of the so-called Alpine fortress, the last bastion of the German people against the enemy. On 12 April 1945, less than a month before the end of the war, he personally submitted this proposal to Adolf Hitler, who then appointed him Reich Defence Commissioner of the Alpine fortress made.
made. After negotiations with the approaching Allied forces, Innsbruck was handed over as an open city without a fight on 3 May 1945 and thus spared the devastating fighting at the end of the war. Despite this sensible measure, Hofer remained a fanatical National Socialist even in defeat, as his speech on the radio on 30 April shows:
"However, should the enemy, despite heroic fighting, be at the gates of Innsbruck, a defence of the Gau capital under the given circumstances would by no means save the worst, but rather destroy the last.... But we want to claw our way into our mountains all the more tenaciously..."
Hofer was arrested a few days later. In October 1948, he escaped from the Dachau internment camp and fled to Germany, where he went into hiding in Mühlheim an der Ruhr under a false name. It is not certain, but quite possible, that the American and British secret services helped his former adversary to escape in order to protect their methods against National Socialism on Tyrolean soil, which were now in use against the Soviet Union, had they been openly discussed at a trial. In 1949, a court in Munich sentenced him in absentia to 10 years in prison. In July 1953, this judgement was confirmed in Munich, but the sentence was reduced to three years. However, Hofer remained at large due to the crediting of previous prison terms. A court in Austria sentenced him to death in 1949. However, he was not prosecuted. His advocates included the Bishop of Brixen, Johannes Baptist Geisler, and the Tyrolean governor Alfons Weißgatterer. His assets were confiscated by the Republic of Austria in proceedings in Innsbruck in 1950.
From 1954, Hofer lived in Germany under his real name. He ran the Ruhr Armatur GmbHa company specialising in sanitary equipment. Its participation in the Action T4 in Tyrol, the "Destruction of life unworthy of life"Although proceedings were initiated in court, they were discontinued in 1963.
Hofer was a lover of Tyrolean tradition. During his time in Tyrol, he promoted folk music, traditional costumes and Tyrolean marksmen. These associations were officially dissolved in 1938, but under him they were reorganised in the Regular shooters' association transferred. The leader of the Stadtmusikkapelle Wilten-Innsbruck, Sepp Tanzer, whom he appointed leader of the Department of Folk Music in the Reich Chamber of Music composed the "Stammschützenmarsch" for him. A delegation of Tyrolean marksmen was present at Hofer's funeral in Mühlhausen in 1975 to pay their last respects to Hofer, who remained a staunch National Socialist until his death. The construction of the Tiroler Landhaus, which is still the seat of the Tyrolean provincial government today, was begun under Hofer and is still a reminder in stone in the centre of the city.
Innsbruck and National Socialism
In the 1920s and 30s, the NSDAP also grew and prospered in Tyrol. The first local branch of the NSDAP in Innsbruck was founded in 1923. With "Der Nationalsozialist - Combat Gazette for Tyrol and Vorarlberg“ erschien ein eigenes Wochenblatt. 1933 erlebte die NSDAP auch in Innsbruck einen kometenhaften Aufstieg. Die allgemeine Unzufriedenheit und Politikverdrossenheit der Bürger und theatralisch inszenierte Fackelzüge durch die Stadt samt hakenkreuzförmiger Bergfeuer auf der Nordkette im Wahlkampf verhalfen der Partei zu einem großen Zugewinn. Über 1800 Innsbrucker waren Mitglied der SA, die ihr Quartier in der Bürgerstraße 10 hatte. Konnten die Nationalsozialisten bei ihrem ersten Antreten bei einer Gemeinderatswahl 1921 nur 2,8% der Stimmen erringen, waren es bei den Wahlen 1933 bereits 41%. Neun Mandatare, darunter der spätere Bürgermeister Egon Denz und der Gauleiter Tirols Franz Hofer, zogen in den Gemeinderat ein. Nicht nur die Wahl Hitlers zum Reichskanzler in Deutschland, auch Kampagnen und Manifestationen in Innsbruck verhalfen der ab 1934 in Österreich verbotenen Partei zu diesem Ergebnis. Wie überall waren es auch in Innsbruck vor allem junge Menschen, die sich für den Nationalsozialismus begeisterten. Das Neue, das Aufräumen mit alten Hierarchien und Strukturen wie der katholischen Kirche, der Umbruch und der noch nie dagewesene Stil zogen sie an. Besonders unter den großdeutsch gesinnten Burschen der Studentenverbindungen und vielfach auch unter Professoren war der Nationalsozialismus beliebt.
When the annexation of Austria to Germany took place in March 1938, a majority of almost 99% in Innsbruck also voted in favour. Even before Federal Chancellor Schuschnigg gave his last speech to the people before handing over power to the National Socialists with the words "God bless Austria" had closed on 11 March 1938, the National Socialists were already gathering in the city centre to celebrate the invasion of the German troops. The swastika flag was hoisted at the Tyrolean Landhaus, then still in Maria-Theresienstraße.
On 12 March, the people of Innsbruck gave the German military a frenetic welcome. A short time later, Adolf Hitler visited Innsbruck in person to be celebrated by the crowd. Archive photos show a euphoric crowd awaiting the Führer, the promise of salvation. After the economic hardship of the interwar period, the economic crisis and the governments under Dollfuß and Schuschnigg, people were tired and wanted change. What kind of change was initially less important than the change itself. "Showing them up there“, das war Hitlers Versprechen. Wehrmacht und Industrie boten jungen Menschen eine Perspektive, auch denen, die mit der Ideologie des Nationalsozialismus an und für sich wenig anfangen konnten. Dass es immer wieder zu Gewaltausbrüchen kam, war für die Zwischenkriegszeit in Österreich ohnehin nicht unüblich. Anders als heute war Demokratie nichts, woran sich jemand in der kurzen, von politischen Extremen geprägten Zeit zwischen der Monarchie 1918 bis zur Ausschaltung des Parlaments unter Dollfuß 1933 hätte gewöhnen können. Was faktisch nicht in den Köpfen der Bevölkerung existiert, muss man nicht abschaffen.
Tyrol and Vorarlberg were combined into a Reichsgau with Innsbruck as its capital. There was no armed resistance, as the left in Tyrol was not strong enough. There were isolated instances of unorganised subversive behaviour by the Catholic population, especially in some rural communities around Innsbruck, and it was only very late that organised resistance was able to gain a foothold in Innsbruck.
However, the regime under Hofer and Gestapo chief Werner Hilliges did a great job of suppression. In Catholic Tyrol, the Church was the biggest obstacle. During National Socialism, the Catholic Church was systematically combated. Catholic schools were converted, youth organisations and associations were banned, monasteries were closed, religious education was abolished and a church tax was introduced. Particularly stubborn priests such as Otto Neururer were sent to concentration camps. Local politicians such as the later Innsbruck mayors Anton Melzer and Franz Greiter also had to flee or were arrested. To summarise the violence and crimes committed against the Jewish population, the clergy, political suspects, civilians and prisoners of war would go beyond the scope of this book.
The Gestapo headquarters were located at Herrengasse 1, where suspects were severely abused and sometimes beaten to death with fists. In 1941, the Reichenau labour camp was set up in Rossau near the Innsbruck building yard. Suspects of all kinds were kept here for forced labour in shabby barracks. Over 130 people died in this camp consisting of 20 barracks due to illness, the poor conditions, labour accidents or executions.
Prisoners were also forced to work at the Messerschmitt factory in the village of Kematen, 10 kilometres from Innsbruck. These included political prisoners, Russian prisoners of war and Jews. The forced labour included, among other things, the construction of the South Tyrolean settlements in the final phase or the tunnels to protect against air raids in the south of Innsbruck. In the Innsbruck clinic, disabled people and those deemed unacceptable by the system, such as homosexuals, were forcibly sterilised.
The memorials to the National Socialist era are few and far between. The Tiroler Landhaus with the Liberation Monument and the building of the Old University are the two most striking memorials. The forecourt of the university and a small column at the southern entrance to the hospital were also designed to commemorate what was probably the darkest chapter in Austria's history.
Air raids on Innsbruck
Like the course of the city's history, its appearance is also subject to constant change. The years around 1500 and between 1850 and 1900, when political, economic and social changes took place at a particularly rapid pace, produced particularly visible changes in the cityscape. However, the most drastic event with the greatest impact on the cityscape was probably the air raids on the city during the Second World War.
In addition to the food shortage, people suffered from what the National Socialists called the "Heimatfront" in the city were particularly affected by the Allied air raids. Innsbruck was an important supply station for supplies on the Italian front.
The first Allied air raid on the ill-prepared city took place on the night of 15-16 December 1943. 269 people fell victim to the bombs, 500 were injured and more than 1500 were left homeless. Over 300 buildings, mainly in Wilten and the city centre, were destroyed and damaged. On Monday 18 December, the following were found in the Innsbrucker Nachrichten, dem Vorgänger der Tiroler Tageszeitung, auf der Titelseite allerhand propagandistische Meldungen vom erfolgreichen und heroischen Abwehrkampf der Deutschen Wehrmacht an allen Fronten gegenüber dem Bündnis aus Anglo-Amerikanern und dem Russen, nicht aber vom Bombenangriff auf Innsbruck.
Bombenterror über Innsbruck
Innsbruck, 17. Dez. Der 16. Dezember wird in der Geschichte Innsbrucks als der Tag vermerkt bleiben, an dem der Luftterror der Anglo-Amerikaner die Gauhauptstadt mit der ganzen Schwere dieser gemeinen und brutalen Kampfweise, die man nicht mehr Kriegführung nennen kann, getroffen hat. In mehreren Wellen flogen feindliche Kampfverbände die Stadt an und richteten ihre Angriffe mit zahlreichen Spreng- und Brandbomben gegen die Wohngebiete. Schwerste Schäden an Wohngebäuden, an Krankenhäusern und anderen Gemeinschaftseinrichtungen waren das traurige, alle bisherigen Schäden übersteigende Ergebnis dieses verbrecherischen Überfalles, der über zahlreiche Familien unserer Stadt schwerste Leiden und empfindliche Belastung der Lebensführung, das bittere Los der Vernichtung liebgewordenen Besitzes, der Zerstörung von Heim und Herd und der Heimatlosigkeit gebracht hat. Grenzenloser Haß und das glühende Verlangen diese unmenschliche Untat mit schonungsloser Schärfe zu vergelten, sind die einzige Empfindung, die außer der Auseinandersetzung mit den eigenen und den Gemeinschaftssorgen alle Gemüter bewegt. Wir alle blicken voll Vertrauen auf unsere Soldaten und erwarten mit Zuversicht den Tag, an dem der Führer den Befehl geben wird, ihre geballte Kraft mit neuen Waffen gegen den Feind im Westen einzusetzen, der durch seinen Mord- und Brandterror gegen Wehrlose neuerdings bewiesen hat, daß er sich von den asiatischen Bestien im Osten durch nichts unterscheidet – es wäre denn durch größere Feigheit. Die Luftschutzeinrichtungen der Stadt haben sich ebenso bewährt, wie die Luftschutzdisziplin der Bevölkerung. Bis zur Stunde sind 26 Gefallene gemeldet, deren Zahl sich aller Voraussicht nach nicht wesentlich erhöhen dürfte. Die Hilfsmaßnahmen haben unter Führung der Partei und tatkräftigen Mitarbeit der Wehrmacht sofort und wirkungsvoll eingesetzt.
Diese durch Zensur und Gleichschaltung der Medien fantasievoll gestaltete Nachricht schaffte es gerade mal auf Seite 3. Prominenter wollte man die schlechte Vorbereitung der Stadt auf das absehbare Bombardement wohl nicht dem Volkskörper präsentieren. Ganz so groß wie 1938 nach dem Anschluss, als Hitler am 5. April von 100.000 Menschen in Innsbruck begeistert empfangen worden war, dürfte die Begeisterung für den Nationalsozialismus nicht mehr gewesen sein. Zu groß waren die Schäden an der Stadt und die persönlichen, tragischen Verluste in der Bevölkerung. Im Jänner 1944 begann man Luftschutzstollen und andere Schutzmaßnahmen zu errichten. Die Arbeiten wurden zu einem großen Teil von Gefangenen des Konzentrationslagers Reichenau durchgeführt.
Innsbruck was attacked a total of twenty-two times between 1943 and 1945. Almost 3833, i.e. almost 50%, of the city's buildings were damaged and 504 people died. Fortunately, the city was only the victim of targeted attacks. German cities such as Hamburg or Dresden were completely razed to the ground by the Allies with firestorms and tens of thousands of deaths within a few hours. Many buildings such as the Jesuit Church, Wilten Abbey, the Servite Church, the cathedral and the indoor swimming pool in Amraserstraße were hit.
Historic buildings and monuments received special treatment during the attacks. The Goldene Dachl was protected with a special construction, as was Maximilian's sarcophagus in the Hofkirche. The figures in the Hofkirche, the Schwarzen Mannderwere brought to Kundl. The Mother of Mercy, the famous picture from Innsbruck Cathedral, was transferred to Ötztal during the war.
The air-raid shelter tunnel south of Innsbruck on Brennerstrasse and the markings of houses with air-raid shelters with their black squares and white circles and arrows can still be seen today. In Pradl, where next to Wilten most of the buildings were damaged, bronze plaques on the affected houses indicate that they were hit by a bomb.
The Tyrolean nation, "democracy" and the heart of Jesus
Many tyroleans see themselves as an own nation. With „Tirol isch lei oans“, „Zu Mantua in Banden“ and „Dem Land Tirol die Treue", the federal state has three more or less official anthems. As in other federal states, there are historical reasons for this pronounced local patriotism. Tyrolean freedom and independence are often invoked as a local shrine to underpin this. It is often referred to as the first democracy in mainland Europe, which is probably an exaggeration considering the feudal and hierarchical history of the country up until the 20th century. However, the country cannot be denied a certain peculiarity in its development, even if it was less about the participation of broad sections of the population and more about the local elites curtailing the power of the sovereign.
The first act was what the Innsbruck historian Otto Stolz (1881 - 1957) in the 1950s exuberantly described, in reference to English history, as the Magna Charta Libertatum celebrated. After the marriage of the Bavarian Ludwig von Wittelsbach to the Tyrolean princess Margarete von Tirol-Görz, the Bavarian Wittelsbachs were rulers of Tyrol for a short time. In order to win over the Tyrolean population to his side, Ludwig decided to offer the provincial estates a treat in the 14th century. In the Großen Freiheitsbrief of 1342, Louis promised the Tyroleans that he would not enact any laws or tax increases without first consulting the provincial estates. However, there can be no question of a democratic constitution as understood in the 21st century, as these provincial estates were primarily the aristocratic, landowning classes, who represented their interests accordingly. Although one copy of the document mentioned the inclusion of peasants as a class in the Diet, this version never became official.
Als im 15. Jahrhundert Städte und Bürgertum durch ihre wirtschaftliche Bedeutung mehr politisches Gewicht erlangten, entwickelte sich ein Gegengewicht zum Adel innerhalb der Landstände. Beim Landtag von 1423 unter Friedrich IV. trafen erstmals 18 Mitglieder des Adels auf 18 Mitglieder der Städte und der Bauernschaft. Nach und nach entwickelte sich in den Landtagen des 15. und 16. Jahrhundert eine feste Zusammensetzung. Vertreten waren die Tiroler Bischöfe von Brixen und Trient, die Äbte der Tiroler Klöster, der Adel, Vertreter der Städte und der Bauernschaft. Den Vorsitz hatte der Landeshauptmann. Natürlich waren die Beschlüsse und Wünsche des Landtags für den Fürsten nicht bindend, allerdings war es für den Regenten wohl ein beruhigendes Gefühl, wenn er die Vertreter der Bevölkerung auf seiner Seite wusste oder schwere Entscheidungen mitgetragen wurden.
Another important document for the country was the Tiroler Landlibell. In 1511, Maximilian stipulated, among other things, that Tyrolean soldiers should only be called up for military service in defence of their own country. The reason for Maximilian's generosity was less his love for the Tyroleans than the need to keep the Tyrolean mines running instead of burning out the precious labourers and the peasantry that supplied them on the battlefields of Europe. The fact that in Landlibell At the same time, massive restrictions on the population and higher costs are often forgotten.
Dieses Tiroler Sonderrecht bei der Landesverteidigung war einer der Gründe für die Erhebung von 1809, als junge Tiroler bei der Mobilisierung der Streitkräfte im Rahmen der allgemeinen Wehrpflicht ausgehoben wurden. Bis heute prägen die Napoleonischen Kriege, als das katholische Kronland von den „gottlosen Franzosen“ und der revolutionären Gesellschaftsordnung bedroht wurde, das Tiroler Selbstverständnis. Bei diesem Abwehrkampf entstand ein Bund zwischen Katholizismus und Tirol. Die Tiroler Schützen vertrauten ihr Schicksal vor einer entscheidenden Schlacht im Kampf gegen Napoleons Armeen im Juni 1796 dem Herzen Jesu an und schlossen einen Bund mit Gott persönlich, der ihr Heiliges Land Tirol behüten sollte. Eine weitere identitätsstiftende Legende des Jahres 1796 rankt sich um eine junge Frau aus dem Dorf Spinges. Katharina Lanz, die als die Jungfrau von Spinges in die Landesgeschichte als identitätsstiftende Nationalheldin einging, soll die beinahe geschlagenen Tiroler Truppen mit ihrem herrischen Auftreten im Kampf solcherart motiviert haben, dass sie schlussendlich den Sieg über die französische Übermacht davontragen konnten. Je nach Darstellung soll sie mit einer Mistgabel, einem Dreschflegel oder einer Sense ähnlich der französischen Jungfrau Johanna von Orleans den Truppen Napoleons das Fürchten gelehrt haben. Legenden und Traditionen rund um die Schützen und das Gefühl, eine selbstständige und von Gott auserwählte Nation zu sein, die zufällig der Republik Österreich angehängt wurde, gehen auf diese Legenden zurück.
Die partikularen Identitäten der einzelnen Kronländer entsprachen nicht dem, was sich aufgeklärte Politik unter einem modernen Staatswesen vorstellten. Unter Maria Theresia erfuhr der Zentralstaat eine Stärkung gegenüber den Kronländern und dem lokalen Adel. Das Zugehörigkeitsgefühl der Untertanen sollte nicht dem Land Tirol, sondern dem Haus Habsburg gelten. Im 19. Jahrhundert wollte man die Identifikation mit der Monarchie stärken und ein Nationalbewusstsein entwickeln. Die Presse, Besuche der Herrscherfamilie, Denkmäler wie der Rudolfsbrunnen oder die Eröffnung des Berg Isels mit Hofer als kaisertreuem Tiroler sollten dabei helfen, die Bevölkerung in kaisertreue Untertanen zu verwandeln.
When the Habsburg Empire collapsed after the First World War, the crown land of Tyrol also broke up. What had been known as South Tyrol until 1918, the Italian-speaking part of the province between Riva on Lake Garda and Salurn in the Adige Valley, became Trentino with Trento as its capital. The German-speaking part of the province between Neumarkt and the Brenner Pass is now South Tyrol / Alto Adige, an autonomous region of the Republic of Italy with the capital Bolzano.
Throughout the centuries, Innsbruckers have felt themselves to be Tyroleans, Germans, Catholics and subjects of the emperor. Before 1945, however, hardly anyone felt Austrian. It was only after the Second World War that a sense of belonging to Austria slowly began to develop in Tyrol. To this day, however, many Tyroleans are proud of their local identity and like to distinguish themselves from the inhabitants of other federal states and countries. For many Tyroleans, after more than 100 years, the Brenner Pass still represents a Injustice limit even if the Europa der Regionen cooperates politically across borders at EU level.
The legend of the Holy Landthe independent Tyrolean nation and first mainland democracy persists to this day. The fact that the historic crown land of Tyrol was a multi-ethnic construct with Italians, Ladins, Cimbri and Rhaeto-Romans is often overlooked in right-wing circles. Laws from the federal capital of Vienna or even the EU in Brussels are still viewed with scepticism today. Nationalists on both sides of the Brenner Pass still make use of the Jungfrau von Spingesthe heart of Jesus and Andreas Hofer, to publicise their concerns. The Säcularfeier des Bundes Tirols mit dem göttlichen Herzen Jesu was still celebrated in the 20th century with great participation from the political elite. The bon mot "bisch a Tiroler bisch a Mensch, bisch koana, bisch a Oasch" summarises Tyrolean nationalism succinctly.
Reichskristallnacht in Innsbruck
Like many other German and Austrian cities, Innsbruck was also the scene of the events that took place on the night of 9 to 10 November 1938 and was known as the Reichskristallnacht and November pogroms form one of the saddest parts of recent history. The Nazi regime took the assassination attempt by a Polish-Jewish student on the German ambassador in Paris as an opportunity to organise pogroms. Starting from the party leadership around Adolf Hitler, orders were given to the local representatives in the cities of the German Reich to accelerate the de-Jewification of Germany and the Aryanisation, the expropriation of the Jewish population.
In contrast to the Jewish population and culture, anti-Semitism was a common tradition in Tyrol. Innsbruck was the centre of Jewish life in western Austria, but there was never a significant number of Jewish citizens. The first immigrants of the Jewish faith came to the city in the Middle Ages. At the beginning of the 16th century, the Jewish cemetery at the Judenbühel first mentioned in St Nicholas. In 1864, the burial place had to be moved to the western cemetery after it had been damaged several times. In 1880, there were only 109 Jews registered in Innsbruck. In the days before the First World War, in which Jewish soldiers served regularly as subjects of the Habsburg Monarchy, Innsbruck had 500 Jewish citizens.
Political groups based their programmes on anti-Semitism long before the rise of the National Socialists. The Christian Mittelstand party warned its voters of the "harmful Jews" in a leaflet ahead of the 1889 elections. In the churches, anti-Semitic sermons and the legend of the ritual murder in Tyrolean garb of the Anderle von Rinn the order of the day. Josef Seeber, a popular theologian in Tyrol, wrote his version of the Eternal Jews an epic, anti-Semitic ballad.
What was new in 1938 was the open violence. On 9 November, a celebration was held in the city theatre to commemorate the National Socialist coup attempt of 1923 in Munich. The audience was entertained with performances by the Hitler Youth and Richard Wagner's Lohengrin to the swearing-in of the SS members on Adolf Hitler Square in front of the theatre.
After midnight, Gauleiter Hofer and high-ranking members of the SS gathered to discuss the details of the "spontaneous uprising of the German people against the Jews" to go through. Jewish homes and businesses were destroyed. Jewish citizens were abused and beaten up. Richard Berger, Wilhelm Bauer and Richard Graubart were killed. More or less the entire Jewish population was murdered in the days following the Reichspogromnacht forcibly relocated to Vienna.
Considering the ratio of the small Jewish population to the number of victims, Innsbruck was one of the most brutal cities in the German Reich during the November pogroms. The murder of Richard Graubart is well documented. He ran a shoe shop in Museumstraße. He lived with his family in a villa in Gänsbacherstraße in the Saggen district. Under the direction of SS-Hauptsturmführer Hans Aichinger, his murderers, some of whom he knew personally, forced their way into the family home. Graubart was stabbed to death, and the doctor who arrived an hour later could only confirm his death. The villa had already been given to a Nazi party functionary before the crime, as had the rest of the Graubart family's property. In the Newest newspaper of 10 November:
"Synagogue in Innsbruck is destroyed... Similar to all cities in Germany, such protests also took place in Innsbruck.... With their anger, the crowd demonstrated their outrage at the cruel bloodshed and called for action against Jews.... To avoid further unrest, many Jews were arrested... Incidentally, the city of Innsbruck and our Gau are looking forward to being freed from the Jewish burden fairly soon, as a process of Aryanisation is being set in motion en masse."
When the riots were brought to trial before the People's Court at Innsbruck Provincial Court after the war, none of the defendants were convicted of murder. Rudolf Schwarz and Robert Huttig, two of the men who had murdered Richard Graubart, were sentenced to 11 and 10 years' imprisonment respectively in 1947, but were pardoned and released from prison in 1951.
It was not until 1981 that the city of Innsbruck erected a memorial plaque at the site of the synagogue destroyed in 1938. In 1993, the new synagogue was opened on the same site in Sillgasse in the presence of Innsbruck's Bishop Reinhold Stecher (1921 - 2013). The small Jewish community of Tyrol and Vorarlberg received a special gift for the inauguration. In November 1938, the neighbours at the time had removed and kept the key to the destroyed door of the old synagogue, which was returned on this day.