Ferdinand II.: Renaissance, Glanz und Glamour

Servitenkloster Innsbruck Kopie
Ferdinand II.: Renaissance, Glanz und Glamour

Erzherzog Ferdinand II. von Österreich (1529 – 1595) zählt zu den schillerndsten Figuren der Tiroler Landesgeschichte. Er wuchs am spanischen Hof seines Onkels, Kaiser Karl V., auf, um als Kosmopolit für zukünftige für die Habsburger Regierungsgeschäfte fit zu sein. Das Haus Habsburg herrschte im 16. Jahrhundert dank der klugen und glücklich verlaufenen Heiratspolitik Maximilians über das Spanische Reich ebenso wie die österreichischen Erblande. Da Spanien im neu von Europa entdeckten Amerika Kolonien betrieb, galt das Imperium Habsburg als Reich, in dem die Sonne nie untergeht. Tirol zählte zu den wichtigsten Ländern des Habsburgerreiches. Einen Teil seiner Jugend verbrachte er am Hof in Innsbruck, auch der war aber spanisch geprägt zu dieser Zeit. Sein Vater Kaiser Ferdinand I. ließ seinem Sohn eine ausgezeichnete Ausbildung angedeihen, die sich später in seinem kunstsinnigen Wesen äußern sollte. In jungen Jahren war er durch Italien und Burgund gereist, und hatte an den wohlhabenden Höfen dort einen Lebensstil kennengelernt, der sich unter der deutschen Aristokratie noch nicht durchgesetzt hatte. Ferdinand hatte Tirol als Landesfürst in turbulenten Zeiten übernommen. Die Bergwerke in Schwaz begannen wegen des billigen Silbers aus Amerika unrentabel zu werden. Die Silberschwemme aus der Neuen Welt führte zu einer Inflation. Die Lebenskosten stiegen vor allem für die ärmeren Bevölkerungsschichten. Gleichzeitig hatten die Habsburger Landesherren Schulden bei den Fuggern, quasi ein Erbe Maximilians. Die kirchliche Reformation (86) erzeugte soziale Turbulenzen. Menschenbild und das Verhältnis zu Obrigkeit und Gott veränderten sich. Machiavelli schrieb sein Werk „Il Principe“, in dem davon die Rede war, dass Fürsten, so sie denn unfähig waren, auch abgesetzt werden könnten. Ferdinand II. probierte diesem frühen, modernen, absolutistischen Führungsstil gerecht zu werden und erließ mit einer neuen Tiroler Landesordnung ein juristisches Regelwerk. Die italienischen Städte waren stilbildend in Politik, Wirtschaft und Ästhetik. Künstler und Denker wie Leonardo da Vinci und Michelangelo prägten die Zeit. Der Tiroler Hof des charmanten, intelligenten und kunstsinnigen Ferdinand sollte diesen Städten in nichts nachstehen. Seine Maskenbälle und Umzüge waren legendär. Bei weniger exzentrischen Zeitgenossen genoss Ferdinand den Ruf eines unmoralischen und genusssüchtigen Wüstlings und stand wohl nicht ganz zu Unrecht unter dem Verdacht, ausschweifende und unsittliche Orgien zu veranstalten. Zwar verschlang auch sein Hofstaat Unsummen, zumindest konnte er die Innsbrucker Wirtschaft darüber wieder etwas ankurbeln. Die Steuerlast auf die bäuerliche und bürgerliche Bevölkerung stieg dadurch noch weiter. Ferdinand ließ mit diesem Geld Innsbruck im Geist der Renaissance umgestalten. Ganz im Trend der Zeit ahmte er die italienischen Adelshöfe wie Florenz, Mantua, Ferrara oder Mailand nach. Hofarchitekt Giovanni Lucchese stand ihm dabei zur Seite. Vorbei sollten die Zeiten sein, in denen Deutsche in den schöneren Städten südlich der Alpen als unzivilisiert, barbarisch oder gar als Schweine bezeichnet wurden. Unter Ferdinand kehrte ein neuer Stil in Innsbruck ein, teuer, aber glanzvoll. Westlich der Stadt erinnert ein Torbogen noch an den Tiergarten, ein Jagdrevier Ferdinands samt Lusthaus entworfen von Lucchese. Das Lusthaus wurde 1786 durch den heute als Pulverturm bekannten Bau ersetzt, der einen Teil der sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck beheimatet. Man könnte sagen, dem fürstlichen Sport des Jagens folgte im ehemaligen Lusthaus, das der Pulverturm war, die Sportuniversität nach. Das fürstliche Comedihaus am heutigen Rennweg entstand ebenfalls unter der baulichen Leitung Luccheses.

Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte Ferdinand auf Schloss Ambras bei Innsbruck, wo er sich eine der kostbarsten Sammlungen von Kunstwerken und Rüstungen anlegte, die noch heute zu den wertvollsten der Welt ihrer Art zu zählen ist. Gemeinsam mit der Kunstsammlung des französischen Königs Franz I., aus denen das Louvre hervorgehen sollte, den päpstlichen Sammlungen und den öffentlich in Florenz auf der Piazza della Signoria ausgestellten Kunstwerken, die man heute teilweise in den Uffizien bewundern kann, zählte die Kunstsammlung Ferdinands zu den ersten Ausstellungen, die man als Museum bezeichnen kann. Ferdinand kann getrost als Gründer wissenschaftlicher und künstlerischer Sammlungen bezeichnet werden. In späteren Zeiten sollten bürgerliche Schichten diese Tradition in Vereinen und Museen wie dem Ferdinandeum in Innsbruck weiterführen. Die Jesuiten, kurz vor Ferdinands Amtsantritt in Innsbruck eingetroffen, um lästigen Reformatoren und Kirchenkritikern das Leben schwer zu machen und die kirchliche Präsenz verstärken, erhielten in der Silbergasse eine neue Kirche. Es mag heute als Widerspruch scheinen, dass der genusssüchtige Landesfürst Ferdinand als Katholik und Gegenreformator die Kirche verteidigte, in der Zeit des Humanismus war es das nicht. Mit seinen Maßnahmen gegen die jüdische Bevölkerung war er ebenfalls auf der Linie der Jesuiten. Natürlich, die kirchliche Ordnung vermochte die Untertanen zu disziplinieren, die Habsburger waren aber bis zum Ende der Dynastie fast durchgehend wahrhaft fromme Zeitgenossen.

In erster "halbwilder Ehe" war Ferdinand mit der Bürgerlichen Philippine Welser verheiratet. Ein Skandal für die damalige Zeit. Für seine über alles geliebte Frau ließ Ferdinand Schloss Ambras in die heutige Form bringen. Sein Bruder Maximilian meinte gar, dass "Ferdinand verzaubert sai" von der schönen Philippine Welser, als Ferdinand während des Türkenkriegs seine Truppen abzog, um nach Hause zu seiner Frau zu gehen. Erben konnte sie ihm allerdings keinen schenken. Die Kinder, die sie gemeinsam zeugten, konnten ob der strengen Gesellschaftsordnung des 16. Jahrhunderts allesamt nicht anerkannt werden. Nachdem Philippine Welser verstorben war, heiratete Ferdinand mit 53 Jahren die tiefgläubige Anna Caterina Gonzaga, eine erst 16jährige Prinzessin von Mantua. Große Zuneigung haben die beiden allem Anschein nach aber nicht zueinander empfunden, zumal Anna Caterina eine Nichte Ferdinands war. Die Habsburger waren beim Thema Hochzeit unter Verwandten weniger zimperlich als bei der Ehe eines Adeligen mit einer Bürgerlichen. Auch mit ihr konnte er allerdings "nur" drei Töchter zeugen. Ob der Geschichten um Ferdinands legendären Feste auf Schloss Ambras verwundert es kaum, dass er sich nicht bei seiner zweiten Ehefrau Anna Caterina Gonzaga im Servitenkloster, sondern mit der im Volk sehr beliebten ersten Ehefrau in der silbernen Kapelle an der Innsbrucker Hofburg beerdigen ließ.

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