Friedrich IV.: Innsbruck wird Residenzstadt

Aussicht Stadtturm Innsbruck
Friedrich IV.: Innsbruck wird Residenzstaddt

Friedrich IV. (1382 – 1439) lebte in einer bewegten Zeit der habsburgischen Geschichte. Sein Vater Leopold III. hatte für kurze Zeit nach dem Tod seines Bruders die habsburgischen Erblande wieder vereint. Friedrich und seine zwei Brüder teilten sich die Regentschaft wieder. So wurde er zum Begründert der Tiroler Linie des Hauses Habsburg. Friedrich übernahm ab 1406 neben der Regentschaft in Vorderösterreich auch die Grafschaft Tirol. Vorderösterreich? Also Vorarlberg? Nicht ganz. Unter Vorderösterreich verstand sich der Besitz der Habsburger unter anderem in der Schweiz, in Vorarlberg, im Elsass, in Baden-Württemberg. Tirol und Vorderösterreich wurden seit Friedrich gemeinsam verwaltet als Oberösterreich. Für uns, die wir in den Nationalstaaten des 19. und 20. Jahrhunderts aufgewachsen sind, ist diese Verbindung verschiedenster Ländereien quer durch Europa unter einem Landesfürsten oder Geschlecht schwer vorstellbar. Im Mittelalter und der Frühen Neuzeit war es ebenso gängige Praxis wie Tausch, Verkauf oder Aufteilung von Ländereien innerhalb der mächtigen europäischen Adelsgeschlechter. Die Städtepartnerschaft mit der deutschen Stadt Freiburg geht auf diese Zeit zurück, in der das Breisgau im Südwesten der heutigen Republik denselben Herrscher hatte wie Tirol. Friedrich war von früher Jugend an häufig in kostspielige Kriege und Konflikte gegen äußere Gegner sowie Konkurrenz innerhalb des Heiligen Römischen Reiches verwickelt. Friedrichs Kriege zählten zu den letzten, die von Ritterheeren geprägt waren. Appenzeller Aufständische in der heutigen Schweiz, eine innertirolische Fehde mit Heinrich von Rottenburg und ein Aufstand in Trient verlangten seine innen- und außenpolitische Aufmerksamkeit. Ebenso bewegt wie die Epoche Friedrichs, war auch sein eigenes Leben. Es war die Zeit, in der es durch Unfrieden und Spaltung in der Kirche mehr als einen Papst gab. Religion war im Alltag der Menschen allgegenwärtig und wichtiger Teil des Lebens. Auf dem Konzil von Konstanz (1414 – 1418) sollte über den innerkirchlichen Streit Einigkeit erlangt werden. Der böhmische Geistliche und frühe Kirchenreformator des europäischen Festlandes Jan Hus fand auf dem Scheiterhaufen den Tod. Die Kirche war gespalten. Es gab neben einem Papst in Rom auch einen Papst im französischen Avignon. Friedrich stellte sich auf die Seite Papstes Johannes XXIII und verhalf diesem zur Flucht. Der König des Heiligen Römischen Reiches Sigismund, der auf den Gegenpapst setzte, ließ Friedrich dafür mit der Acht belegen und einsperren. Das bedeutete nicht nur den Freiheitsentzug, sondern auch den Verlust seiner Länder und einen Ausschluss aus er Kirche. Nach abenteuerlicher Flucht aus der Haft wieder in Innsbruck angelangt, konnte sich Friedrich aber rehabilitieren. Dafür musste er der Bevölkerung, vor allem dem landbesitzenden Kleinadel, von dem er unterstützt wurde, und den Städten, Reformen zugestehen. So kam es, dass auch die Landbevölkerung im Tiroler Landtag, vertreten war. Neben Klerus, Adel und den Städten durften durch Friedrichs Gesetzänderung auch die Gerichte, die für die Verwaltung der Landgemeinden zuständig waren, ihre Vertreter in den Landtag entsenden. Wegen dieser Zugeständnisse, seinem unsteten Leben und den teuren Kriegen wurde er von seinen politischen Gegnern spöttisch "Friedl mit der leeren Tasche" genannt. Dieser Ausdruck blieb im Volksmund erhalten, auch wenn Friedrich am Ende seiner Regentschaft durch die reichen Silberfunde in Schwaz und Gossensass sowie durch Zölle und Maut auf den Handel zwischen Venedig und Augsburg einer der reichsten Fürsten Europas seiner Zeit war.

Friedrichs größter Verdienst und das, worauf seine Bedeutung und Bekanntheit in der Geschichte Innsbrucks basieren, war der Umzug seines Hofes in die Stadt. Innsbrucks Wohlstand und Bedeutung gründete sich dank seiner Lage zwischen den deutschen und italienischen Städten schon damals auf den Verkehr. Das bewog Friedrich zu einem Umzug seiner Residenz vom etwas abgelegenen Meran nach Innsbruck. Dafür ließ er mit dem Neuhof, das Maximilian zum Prunkerker mit dem Goldenen Dachl umbauen ließ, ein neues Gebäude errichten. Meran war der Stammsitz der Grafen von Tirol gewesen und blieb noch bis 1849 die offizielle Tiroler Landeshauptstadt, in der Bedeutung für die Tiroler Wirtschaft und Regierungsgeschäfte hatte spätestens seit Friedrichs Umzug Innsbruck die Nase vorn. Unter seine Regentschaft wurden die Lauben in der Herzog-Friedrich-Straße angelegt. Europaweit war das 15. Jahrhundert wegen des tendenziell schlechteren Klimas als in den Vorperioden eine wirtschaftlich schwierige Zeit, geprägt von Missernten. Durch Handel und den Impuls, den die Übersiedlung des Hofstaats brachte, blühte Innsbruck aber gegen den Trend der Zeit auf. Mit dem Hofstaat kamen Beamte, Handwerker und Militärs, die Geld in die Stadt brachten. Vor allem die Handwerkszünfte sollten zum Wirtschaftsmotor und zur Basis für die spätere frühindustrielle Fertigung werden. Das Geld zog Händler an. Das mobile Volk brachte neue Gedanken und neue Sitten in die Stadt. Gastwirtschaften eröffneten und baten Abwechslung im Alltag. Fahrende Theater und Schaukünstler kamen in die Stadt. Es ist schwer zu sagen, wie sich die Übersiedlung der Residenz von 1420 konkret auf Innsbrucks Bevölkerungszahl auswirkte. Der Hofstaat Friedrichs brachte mit seiner neuen Art zu wirtschaften aber ein neues soziales Gefüge. Wie in vielen europäischen Städten im deutschsprachigen Raum schwappte die Urbanisierung aus den italienischen Ländern über und brachte eine Spezialisierung der Berufswelt und noch stärkerer Arbeitsteilung. Zuzug und Veränderungen sorgten auch für Probleme. Die Xenophobie der abergläubischen, oft analphabetischen und wenig gebildeten Bevölkerung nahm nicht im gleichen Tempo ab, wie sich die Zustände änderten. Soziale Spannungen zwischen Alteingesessenen und neuen Bürgern, Handerkern, Händlern, Bauern und Mitgliedern des Hofstaates waren Alltag im Innsbruck Friedrichs. Durch die Silberfunde und die damit einhergehende Bergwerkswirtschaft im nahen Schwaz wurde das Sozialgefüge auch in Innsbruck beeinflusst. Die Macht der Zünfte nahm zu. Zwar war Innsbruck vom Umland abhängig, was die Versorgung mit Lebensmitteln betraf, durch den wachsenden Wohlstand der Stadt war es aber leichter sich durch diese Krisenzeit zu manövrieren als in rein ländlichen Gebieten. Als Friedrich starb, war Tirol dank der Silberfunde in Schwaz, es war die größte Mine Europas, zu einem wichtigen Land innerhalb des Habsburgerreiches aufgestiegen. Innsbruck war zwar gewachsen, noch immer aber eine kleine Stadt. Friedrich war der letzte Tiroler Landesfürst, der als Grablege das von Meinhard II. gegründete Stift Stams wählte.

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