Im Juni 1896 fand die „Internationale Ausstellung für körperliche Erziehung, Gesundheitspflege und Sport“ statt. Exhibitionen und Messen wie die Weltausstellung mögen heute etwas fad wirken, damals waren sie aber ein Kuriosum für die Bürger. Wie sehr Innsbruck am Puls der Zeit mit diesem Event war, konnte damals niemand wissen. Im fernen Athen fand fast gleichzeitig ebenfalls eine Ausstellung mit sportlichem Hintergrund statt. Die Olympischen Spiele sollten sich in den nächsten Jahrzehnten zum größten Sportevent der Welt entwickeln und knapp 70 Jahre auch Innsbruck zurück auf die Weltbühne bringen.
Die Tiroler Ausstellung hatte, anders als die Olympischen Spiele in Athen, weniger die Antike zum Vorbild, sondern wollte über die „vielfältigen Beziehungen zwischen dem Erziehungswesen, dem Sport und der Gesundheitspflege einerseits und Handel und Gewerbe andererseits“ informieren. Man war sich sicher, dass „jede Nation, jeder Staat… seine Besonderheiten in Bezug auf Schuleinrichtungen und Principien der Gesundheitspflege und die Ausübung des Sportes hat“.
Hatte die Ausstellung drei Jahre zuvor den Leopoldsbrunnen als Verbindung zwischen dem Haus Habsburg und dem Land Tirol als Symbol, griff man diesmal zu einem Nicht-Habsburger. Wer besser sollte Tirol als Nation repräsentieren als der heroische Andreas Hofer, der für Gott, Kaiser und Vaterland sogar sein Leben geopfert hatte?
Das Panoramagebäude wurde als Teil der Ausstellung in einem Holzbau in der Nähe des heutigen Messegeländes errichtet, um Gästen aus Nah und Fern den heldenhaften Kampf der Tiroler gegen die Übermacht der Franzosen und Bayern im Jahr 1809 visuell zu präsentieren. Besucher konnten das Riesenrundgemälde des Münchner Malers Michael Zeno Diemer (1867 – 1939), das auf 1000 qm seine Vorstellung der 3. Schlacht am Berg Isel vom 13. August 1809 festhielt, bestaunen. Film und bewegte Bilder steckten noch in den Kinderschuhen. Die Panoramen waren die aufregendste Möglichkeit des ausgehenden Jahrhunderts, um Geschichte und Geschehen beinahe in 3D spannend und lebendig an ein Publikum zu vermitteln. In allen Großstädten Europas war es in Mode, historische, patriotische Ereignisse als Panorama zu präsentieren. Die Innsbrucker Nachrichten beschrieben das hervorragende Object auf dem Ausstellungsplatze am Tag der Eröffnung dementsprechend enthusiastisch:
„Es ist dies ein Rundbild, wie es herrlicher und prächtiger nirgends gefunden werden dürfte. Der Besucher ist geradezu überrascht, entzückt, wenn er das Panorama betritt. Die Illusion ist so vollkommen, dass er vergisst, dass er in einem geschlossenen Raume sich befindet. Wenn ja, so kann man men es hier sagen, dass der Künstler sich selbst übertroffen hat.“
Lange währte der Holzbau allerdings nicht. Ein glücklicher Zufall wollte es, dass das Gemälde auf großer Reise in London bei der Imperial Austrian Exhibition war, als das Gebäude zehn Jahre später abbrannte. Die Innsbrucker Nachrichten notierten dazu am 6. Februar 1906:
„Heute nachts um 2 ¼ kam in dem in letzter Zeit unbewohnten Gebäude des Panoramas der Schlacht am Berg Isel 1809 auf bisher unbekannte Weise ein Feuer zum Ausbruch, welches bei der leichten Bauart des Gebäudes rasch um sich griff, sodass es schon gegen 3 Uhr in sich zusammenstürzte und nur noch das Gerippe der Seitenwände Zeugnis gibt, wo einst das vielbesuchte tirolische Gemälde von Diemer, Egger und Burger seine Anziehungskraft ausübte.“
Bereits ein Jahr später konnte das heutige Gebäude eröffnet werden. Das achteckige Gebäude nach Plänen von Anton Fritz neben der Talstation der alten Hungerburgbahn ist eines der Gebäude, das symbolisch für die Entwicklung des modernen Innsbruck im Saggen rund um die Jahrhundertwende steht. Der Saggen beherbergte nicht nur das Riesenrundgemälde, sondern mit der 1837 errichteten alten Kettenbrücke und der Talstation der Hungerburgbahn noch zwei weitere Bauwerke für die Erneuerung der Stadt. Eine touristische Werbeanzeige pries das patriotische Kunstwerk an:
„… das Riesenrundgemälde des akademischen Malers Michael Zeno Diemer an der Station der Hungerburgbahn; 96 Meter breit und 12 ½ Meter hoch. Zählt zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Innsbrucks.“
1917 ging das Riesenrundgemälde erneut auf Wanderschaft, diesmal nach Wien. Der Kampf der Tiroler gegen die französische Übermacht war mittlerweile zum nationalen Symbol geworden und sollte die Kriegspropaganda unterstützen. Während in ganz Europa das industrialisierte Massensterben an den Fronten vor sich ging, zeigte das Gemälde Ziemers eine idyllische Version des patriotischen Krieges. Der Schriftsteller Alfred Polgar notierte dazu:
„Dort ist’s still und kühl. Die Gewehre und Kanonen schießen, aber sie knallen nicht. Die Getroffenen fahren mit der Hand ans Herz, aber es tut ihnen – dieses tröstliche Bewußtsein haben wir – nicht weh. Feindliche Soldatenhaufen stürmen wild den Berg hinauf, aber sie kommen nicht vom Fleck.“
Nach dem Krieg wurde das Panoramagebäude als Garage und Viehstall genutzt. Erst 1924 wurde die Rotunde wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 1974 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt, seit der Errichtung des Museums am Berg Isel und der Übersiedlung des Riesenrundgemäldes dorthin 2011 steht es leer. Was mit dem sanierungswürdigen, aber geschichtsträchtigen Bau geschehen soll, ist Stand 2025 noch nicht geklärt.