Thurn und Taxis und die Erfindung der Post
Thurn und Taxis und die Erfindung der Post
Das 20. und 21. Jahrhundert gilt als das Informationszeitalter. Auch die Veränderungen, die sich um 1500 abspielten, hatten viel mit neuen Möglichkeiten der Nachrichtenverbreitung zu tun. Produktion und Verteilung von Nachrichten, Neuigkeiten und Ideen revolutionierten sich dank zweier Innovationen. Mit dem Buchdruck war die Vervielfältigung von Information einfacher geworden. Ungefähr zur selben Zeit begann sich im Heiligen Römischen Reich ein Postwesen zu etablieren. Die Geschichte der Familie Taxis, die den Postdienst in Szene setzte, ist auch ein Beispiel für die Entwicklungsmöglichkeiten, die die frühe Neuzeit mit ihrem rasenden technischen Fortschritt um 1500 bot. Der Vergleich, mag er auch noch so hinken, mit einem Start-Up bietet sich an. Sie ist eng mit den Habsburgern und der Stadt Innsbruck verbunden, das unter Kaiser Maximilian für kurze Zeit nicht nur Residenzstadt, sondern die europäische Postzentrale war. Die Taxis waren ein lombardisches Geschlecht aus dem niederen Adel. Bereits im 13. Jahrhundert hatte Omodeo de Tasso in Norditalien einen Kurierdienst zwischen den großen italienischen Städten eingerichtet. Ein einigermaßen funktionierendes Postwesen, wie es bereits im antiken Rom existiert hatte, gab es im Mittelalter nicht. Als Maximilian 1490 Innsbruck zu seiner Residenz machte, benötigte er aber eine möglichst effiziente Kommunikation innerhalb seines großen Reiches, das von den Niederlanden über Augsburg und Regensburg bis nach Wien reichte. Er engagierte dafür die Compania de Tassis die für den Kaiser eine eigene dauerhafte Stafettenlinie mit Infrastruktur und Personal einrichteten. Die verstaatlichte und monopolisierte Post des 19. und 20. Jahrhunderts war so gesehen nur ein kurzes Intermezzo, das mittlerweile faktisch beendet ist. Die erste Postzentrale der Neuzeit in Europa war die Residenzstadt Innsbruck geworden. Die Brüder Janetto, Francesco sowie Giovanni Battista de Tassis, zu Deutsch Franz und Johann Baptist von Taxis wurden von Maximilian I. zu Reichspostmeistern gemacht. In 20 – 40 km Abstand wurden Stationen, sogenannte Posten, eingerichtet, auf denen Boten und Pferde wechselten, um die Auslieferzeiten der Nachrichten zu verkürzen. Mit dem Anwachsen des Habsburgerreiches stiegen auch die Anforderungen an den Stafettendienst. Von Spanien bis nach Ungarn, von Mailand bis Brüssel musste das Netz reichen. Ebenso weit verzweigt in Europa wie die einzelnen Posten, waren auch die Mitglieder des Geschlechts der Taxis. Wenige Jahre nach Maximilians Tod öffnete sich der Kurierdienst der Taxis auch für private Post. Zum einen konnte der Kaiser so die Kosten für seinen Dienst senken, zum anderen konnte man andere Teilnehmer des Postsystems ausspionieren. In den Poststellen gab es Schwarze Kammern, in denen verdächtige Briefe geöffnet wurden. Mit der Aufgabe stiegen auch Ansehen und Vermögen der Familie. Sie waren zu den Betreibern der Kaiserlichen Reichspost geworden und kontrollierten die Kommunikation in Europa. Seit 1650 nannte sich das Geschlecht Thurn und Taxis. Vom alten Tasso, zu Deutsch Dachs, war nichts mehr übriggeblieben. Als das Heilige Römische Reich Deutscher Nation 1806 aufgelöst wurde, konnten die Thurn und Taxis zwar in einigen deutschen Fürstentümern das Postwesen für sich beanspruchen, langsam ging es für ihren Service aber bergab. 1908 wurde in der Maximilianstraße die neue Hauptpost im nach den Plänen Natale Tommasis errichtet. Ähnlich wie bei Bahnhöfen unterschied sich die Architektur des Gebäudes nicht von anderen großen Poststellen innerhalb des Habsburgerreiches. Wer als Untertan Kaiser Franz Josefs seine Postgeschäfte erledigte, sollte dies zwischen Trient und Lemberg im selben Look and Feel tun können. Bis 1969 stand gegenüber die Alte Post, die zeitweise auch im Besitz der Familie Thurn und Taxis war. Nach dem Ersten Weltkrieg verloren sie das Adelsprivileg. Viele der Schlösser, Besitztümer und Palazzi in ganz Europa sind bis heute aber noch im Besitz der Familie. Das Palais Fugger-Taxis erinnert bis heute an die Postmeister des Kaisers.