Wohlthätiges aus Wilten
Erschienen: Innsbrucker Nachrichten / 19. Februar 1885
Über diesen Text...
Mit Freiherr von Sieberer und Josef Kiebach gingen zwei besonders großzügige Spender in die Stadtgeschichte ein. Unter wohlhabenden Bürgern war es bis zum Ende der Monarchie üblich, die christlichen Tugenden der Großzügigkeit und Nächstenliebe der Aristokratie zu imitieren. Besonders beliebt waren Benefizveranstaltungen aller Art, bei denen man nicht nur sein Gewissen beruhigen und PR für sich selbst innerhalb der kleinen Stadtgemeinschaft machen konnte, sondern sich gleichzeitig auch amüsierte.
Der Artikel
Am Sonntag fand der zu Gunsten der Armen von der Gemeinde-Vorstehung in Wilten und dem Vincenzius-Vereine für Wilten und Pradl veranstaltete Glückstopf mit Abendunterhaltung, welche auch durch die Anwesenheit des Herrn k.k. Bezirkshauptmanns Dr. Anton Hoflacher beehrt wurde, in den festlich decorierten Localitäten des bestbekannten Gasthauses zum „Riesen Haymon“ statt. Der Glückstopf war durch die Mildthätigkeit der Bewohner reichlich mit schönen Gegenständen ausgestattet, und deshalb war die Frequenz desselben so groß, daß schon um 19 Uhr die Lose ausverkauft waren. Das Erträgnis war ein sehr gutes. Für Unterhaltung war bestens gesorgt: eine Sängergesellschaft brachte Lieder in ausgezeichneter Weise zum Vortrage, zwei Herren brillierten durch Vierhändigspielen auf dem Pianoforte, andere Herren besorgten in sehr gelungener Weise den humoristischen Theil; auch eine schauderhafte Morithat wurde aufgeführt. Die allgemeines Stimme über diese Unterhaltung lautete kurz gefaßt: Zum Wohle der Armen ein Scherflein beigetragen und sich dabei köstlich amüsiert.